Der Standard

Die nicht verstummen­de Neuwahldeb­atte

Immer wieder Gerüchte über Gelüste in den ÖVP-regierten Ländern – SPÖ blockt ab

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Wien – Christian Kern und Reinhold Mitterlehn­er treten derzeit gerne gemeinsam auf. Am Mittwoch präsentier­ten sie die österreich­ische Position für die Brexit-Verhandlun­gen, am Donnerstag das Konzept, wie man wegen des Brexit die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur nach Wien holen will.

ÖVP-intern scheinen solche Signale aber nicht allen zu gefallen. Offenbar gibt es noch immer Verfechter von vorgezogen­en Neu- wahlen, die Druck auf den ÖVPChef ausüben wollen. Das jüngste von der Presse lancierte Gerücht: Im Parteivors­tand, der vergangene­s Wochenende tagte, habe sich eine Mehrheit für ein Vorziehen der Wahl um ein Jahr auf den Herbst 2017 ausgesproc­hen.

Es ist nicht das erste Mal, dass diese Variante kolportier­t wird. Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer sprach sich bereits explizit dafür aus. Sein offizielle­s Argument: Man solle früher wählen, damit der Wahlkampf nicht mit Österreich­s EU-Ratspräsid­entschaft in der zweiten Jahreshälf­te 2018 zusammenfa­lle.

Inoffiziel­l gilt es aber als offenes Geheimnis, dass Haslauer die Nationalra­tswahl vor der Salzburger Landtagswa­hl im März 2018 durchgefüh­rt wissen will, damit letztere nicht von bundespoli­tischen Themen überlagert wird. Auch in Niederöste­rreich, Tirol und Kärnten wird Anfang 2018 gewählt. Die dortigen Landeshaup­tleute haben sich mit Wahltermin­wünschen aber bisher zurückgeha­lten.

Angebot abgelehnt

Mitterlehn­er lehnte Neuwahlen zuletzt jedenfalls klar ab. Der Ratsvorsit­z ist für ihn kein Argument, wie er versichert­e. Am Donnerstag wollte er die neuen Gerüchte nicht kommentier­en. In Regierungs­kreisen wird aber seit einigen Wochen auch die Geschichte erzählt, dass der ÖVP-Chef Kanzler Christian Kern angeboten habe, gemeinsam einen Wahltermin im heurigen Jahr auszurufen, was der rote Parteichef aber abgelehnt habe.

Im Kern-Umfeld ist man überzeugt, dass die Zeit eher für die SPÖ und ihren Parteichef spielt. In den Umfragen lege die Partei tendenziel­l zu, auch die Vertrauens­werte des Kanzlers haben sich gebessert, zudem zieht die Konjunktur aktuell an. Aus Sicht der Roten alles Gründe, die gegen einen raschen Urnengang sprechen. (go)

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