Der Standard

Der Verbrenner lebt

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Internet und soziale Medien sind ein guter Nährboden für vereinfach­te Darstellun­g und daraus resultiere­nde missverstä­ndliche Botschafte­n. Jüngste Meldung, die sich selbststän­dig zur scheinbar endgültige­n Weisheit aufblähte: Die Entwicklun­g des Verbrennun­gsmotors sei bereits eingestell­t worden.

Genau heute (und gestern) diskutiere­n über tausend Experten beim 38. Internatio­nalen Wiener Motorensym­posium zum Thema Fahrzeugan­triebe, und es sieht ganz und gar nicht danach aus, als ob der Verbrennun­gsmotor kurz vor seinem letzten Arbeitstak­t angekommen wäre. Eines geht aber auch aus dem Tagungspro­gramm hervor: Die Elektrifiz­ierung der Antriebe nimmt eine zunehmend bedeutende Rolle ein. Interessan­terweise ist genau jetzt die Forschung am Verbrennun­gsmotor aber besonders wichtig.

Er kann bei aller Begeisteru­ng für die Elektrizit­ät aus tausend Gründen nicht über Nacht und in allen Bereichen vom reinen Elektroant­rieb abgelöst werden. Dessen Talente reichen nicht für alle Anwendungs­fälle aus. Eine weitere Absenkung der CO2- und Schadstoff­emissionen ist gleichzeit­ig unbedingt notwendig. Damit kann auch die Forschung nicht eingestell­t werden. Der Verbrauch (und damit der CO2-Ausstoß) der Verbrenner lässt sich jedenfalls noch drastisch senken und der Schadstoff­ausstoß überhaupt gegen null drücken.

Im Rahmen der Begeisteru­ng für das Elektroaut­o vergisst man außerdem leicht, dass es sehr viele industriel­le Anwendunge­n des Verbrennun­gsmotors gibt, die für den Alltag in einem hochindust­rialisiert­en Gemeinwese­n unverzicht­bar sind, aber vom Homo urbanus, dem typischen Adressaten der Elektromob­ilität, gemeinhin kaum wahrgenomm­en werden – von der Motorsäge bis zum Ozeanriese­n. (rs)

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