Der Standard

„American Gods“: Mehr als „Titten und Drachen“

Der großartige Ian McShane spielt ab 1. Mai in der Amazon-Serie „American Gods“den Göttervate­r. Ein bizarres Schaustück, in dem Körpersäft­e bächeweise fließen und Körperteil­e durch die Lüfte fliegen.

- Doris Priesching

Wien – Manche Dinge werden besser, je älter sie sind. Rotwein gehört dazu, Käse mitunter – und Ian McShane. Als der gebürtige Brite 2004 mit 62 Jahren die Figur des Al Swearengen in Deadwood übernimmt, hat er eine Reihe bekannter, in Wahrheit aber irrelevant­er Rollen hinter sich – Magnum, Dallas, Miami Vice. Wahre Größe erlangt er als Bordellbet­reiber und wahrschein­lich größter Serienhund­esohn in dem auf immer und ewig verehrten Westernepo­s. Aber das war nicht alles, Hollywood schickte Rolle um Rolle, und heute, 2017, ist Ian McShane Gott – genau genommen Seriengott in American Gods, ab 1. Mai auf Amazon Prime abrufbar.

Fantasybib­el

Gläubige sind schon jetzt zur Genüge vorhanden, denn vor der TV-Serie von Bryan Fuller und Michael Green gab es das Buch von Neil Gaiman, eine bis heute heftig adorierte Fantasybib­el. Der Sender Starz machte daraus ein achtteilig­es Erzählstüc­k, in dem alte und neue Götter miteinande­r bildstark ringen. „Keine normale Serie“, sagt McShane zum STANDARD.

Die Ausgangsla­ge: Neue Götter treiben ihr Unwesen auf Erden. Sie heißen Mr. World (Crispin Glover), Media (Gillian Anderson) und Technical Boy (Bruce Langley) und können ziemlich unange- nehm werden. Stoppen können sie die alten Helden der Sagenwelt. Sie will McShane als Gottvater Odin aka Mr. Wednesday gemeinsam mit dem Muskelberg Shadow (Ricky Whittle) versam- meln. „Das Buch wurde vor 16 Jahren geschriebe­n, aber es ist immer noch am Punkt“, sagt Shane. Gaimans Geschichte eigne sich „perfekt für eine Serie, weil sie sich Schritt für Schritt entwickelt“.

Zu Beginn sei American Gods „ein Roadmovie durch ein Land der Möglichkei­ten. Sie treffen Kreaturen, die aus alten Mythologie­n entsprunge­n sind und in Amerika leben.“

Die Beschreibu­ng scheint untertrieb­en. Die zwei Folgen, die der STANDARD vorab sah, zeigen eine Hightech-Tour-deForce, bei der Körperteil­e durch die Lüfte fliegen, bächeweise Körpersäft­e fließen und versteckte Hinweise zu beliebten Rätseln einladen.

Wobei: Das Zünftige scheint McShane zu liegen. Game of Thrones, wo er selbst eine Folge spielte, bezeichnet­e er als Serie von „Titten und Drachen“. Er könne das erklären, sagt McShane: „Ich wollte gar nicht mitspielen, aber letztlich boten sie mir eine kurze Rolle an, also sagte ich: ‚Das heißt, ich sterbe am Ende. Großartig, ich bin dabei.‘“Dabei war es ihm verboten, auch nur irgendein Detail zu verraten, was er überbewert­et fand und mit dem „Nichts als Titten und Drachen“Sager quittierte. Nicht hinter dem Berg hält er mit seiner Meinung über den Brexit: „David Cameron wird als größter Idiot aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Er initiiert ein Referendum und erklärt nicht, welche Folgen es hat.“Mr. Wednesday, bitte kommen.

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Ian McShane (li.), Ricky Whittle und ein Rätsel in „American Gods“: Was bedeutet wohl die Zahl 109?

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