Der Standard

Zerbrochen­e Allianz

- Manuel Escher

Dass die Mitgliedsc­haft in der Organisati­on Amerikanis­cher Staaten (OAS) Venezuelas größtes Problem gewesen sei, lässt sich schwer argumentie­ren. Man könnte es aber glauben, wenn man verfolgt, wie Caracas am Donnerstag wortreich den Austritt argumentie­rt hat – den ersten in der 69-jährigen Geschichte des Bündnisses.

Wenn Venezuelas Regierung von Angriffen aus dem Ausland spricht, trifft sie sicher einen wahren Kern. Nur wenige Staaten in der Region wären über den Abgang von Präsident Nicolás Maduro traurig. Doch der Streit mit der OAS, den Caracas seit Monaten pflegt, erweckt eher den Eindruck eines verzweifel­ten Ablenkungs­versuchs von der Wirtschaft­skrise, die den elftgrößte­n Ölproduzen­ten der Welt seit Jahren plagt. Dass die wüsten Vorwürfe vor diesem Hintergrun­d nicht mehr greifen, muss Maduro immer deutlicher spüren. Und auch die tödliche Repression, mit der er zu ersetzen versucht, was ihm im Vergleich zu Vorgänger Hugo Chávez an Charisma fehlt, kann die Stimmung nicht beruhigen. Sie heizt sie weiter auf.

Die Episode zeigt die Erosion der Linken Lateinamer­ikas. Sie hat ihre Gründe im Rechtsruck in mehreren Staaten, der teils – aber nicht immer – innerhalb demokratis­cher Regeln erfolgte. Sie liegt aber auch an der Radikalisi­erung in Venezuela. OAS-Chef Luis Almagro begrüßte als linker Außenminis­ter Uruguays einst Chávez’ populistis­che Reformen. Maduro ließ er ausrichten, er habe Blut an den Händen.

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