Der Standard

KOPF DES TAGES

Spekulant, Philanthro­p und Vordenker

- Alexandra Föderl-Schmid

George Soros wurde als György Schwartz in Budapest geboren. Sein Vater war ein wohlhabend­er Anwalt, der 1936 den Familienna­men auf Soros änderte. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1944 überlebten die jüdischen, aber nicht religiösen Eltern und ihre zwei Söhne dank falscher Pässe.

Als die Kommuniste­n die Macht übernahmen, floh Soros nach England und studierte an der London School of Economics. In London lauschte er Vorlesunge­n des Philosophe­n Karl Popper, dessen Werk The Open Society and Its Enemies prägend für sein Leben wurde.

Zuerst als angestellt­er Wertpapier­händler, später als selbststän­diger Hedgefonds-Manager verdiente Soros in Großbritan­nien und in den USA, wohin Soros 1956 übersiedel­te, viel Geld. Berühmt und berüchtigt wurde er, als er 1992 gegen das Pfund wettete. Im Gegensatz zur Börsenrege­l „Spekuliere nie gegen die Zentralban­k“setzte er auf die Abwertung des seiner Ansicht nach überbewert­eten Pfunds, verdiente rund eine Milliarde US-Dollar und beschädigt­e den Mythos der britischen Notenbank nachhaltig. Soros verlor aber auch Milliarden­beträge – etwa 1999 bei seinen Spekulatio­nen gegen den Euro und jüngst durch die Wahl Donald Trumps.

Beim jährlichen Abendessen beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos sagt der Investor, der seit 1961 US-Bürger ist, regelmäßig den EuroZerfal­l voraus und präsentier­t seine jüngsten Schriften.

Einen Teil seines Vermögens, das auf rund 20 Milliarden Dollar geschätzt wird, setzt Soros seit den 1970er-Jahren für philanthro­pische Zwecke ein. Er unterstütz­te Bürgerrech­tsbewegung­en wie die Charta 77, investiert­e aber auch in die Sanierung verfallend­er Städte und in Universitä­ten. Die von ihm gegründete Central European University in Budapest vergibt Stipendien­programme – einer der Nutznießer war Viktor Orbán. In Russland gab er rund eine Milliarde US-Dollar an Spendengel­dern aus und zog sich nach einem Streit mit Behörden 2015 zurück.

Der 86-Jährige, der Englisch mit einem starken Akzent spricht und zunehmend unter Schwerhöri­gkeit leidet, hat viele Aktivitäte­n an seine Söhne abgegeben: Alexander aus seiner zweiten Ehe kümmert sich um seine Projekte, Robert und Jonathan aus der ersten Ehe übernahmen geschäftli­che Agenden. Vor drei Jahren überrascht­e der fünffache Familienva­ter mit einer erneuten Hochzeit: mit seiner YogaLehrer­in Tamiko – sie ist 41 Jahre jünger. Seine Herkunft aus Ungarn begründet George Soros’ Engagement.

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