Der Standard

Gratisverh­ütung und kürzere Arbeit für alle

Druck aufbauen für längst fällige Veränderun­gen will das neue Frauenvolk­sbegehren. In den nächsten Monaten sollen breite Debatten entfacht werden. Anfang 2018 soll es dann eröffnet werden.

- Maria Sterkl

Wien – Wenn der Kampf um Frauenrech­te sich im Jahr 2017 sehr ähnlich anhöre wie im Jahr 1997, dann liege das nicht daran, dass den Feministin­nen keine neuen Themen einfallen, sagt Ulli Weish von der Plattform 20000 Frauen – sondern daran, dass die „schrillen Ungerechti­gkeiten“einfach immer noch dieselben seien.

Darum, „und weil ich in keiner Gesellscha­ft leben will, in der man jungen Frauen vermittelt, sie könnten eh nichts ändern“, so Initiatori­n Teresa Havlicek, rufe man 20 Jahre nach dem ersten Frauenvolk­sbegehren zu einem „Frauenvolk­sbegehren 2.0“. Am Freitag wurden die Forderunge­n präsentier­t. Die wichtigste­n:

Arbeitszei­tverkürzun­g Der Anteil der Teilzeit arbeitende­n Frauen habe sich seit dem letzten Volksbegeh­ren erhöht, unbezahlte Arbeit werde größtentei­ls von Frauen erbracht. Eine Arbeitszei­tverkürzun­g auf 30 Stunden für alle solle helfen, die unbezahlte Arbeit gerechter aufzuteile­n.

Mindestloh­n Mindestein­kommen sollen nicht mehr branchenab­hängig verhandelt, sondern bei 1750 Euro brutto liegen.

QQFrauenqu­ote Parteien- und Klubförder­ung solle an eine 50-Prozent-Frauenquot­e geknüpft werden: Je näher Parteien an der Quote sind, desto mehr Förderung sollen sie erhalten. Auch für staatliche und börsenotie­rte Unter-

Qnehmen, die in Aufsichtsr­äten die Frauenquot­e nicht beachten, solle es Sanktionen geben.

Gratisverh­ütung Für das Leben einer Frau sei es zentral, sich gegen Schwangers­chaft entscheide­n zu können. Daher: Gratisver-

Qhütungsmi­ttel und -schwangers­chaftstest­s, kostenlose­r Zugang zum Schwangers­chaftsabbr­uch in ganz Österreich. Kinderbetr­euung Für jedes Kind brauche es einen Rechtsansp­ruch auf ganztägige Gratisbetr­euung.

QGewaltsch­utz Der Zugang zum Frauenhaus solle auch für Frauen mit unsicherem Aufenthalt gesichert sein. Derzeit würden mindestens 90 weitere Plätze dringend benötigt, sagt Frauenhaus­Sprecherin Maria Rösslhumer.

Existenzsi­cherung Das Einkommen des Partners dürfe nicht auf die Mindestsic­herung und Notstandsh­ilfe angerechne­t werden.

Die Plattform wünscht sich mindestens 100.000 Unterschri­ften, man halte eine breite Debatte über die Forderunge­n aber für mindestens ebenso wichtig.

Es gehe darum, „Druck aufzubauen“, sagt Havlicek: „Wir müssen nicht in einer Welt leben, in der Frauen benachteil­igt sind, es geht auch anders.“Das Ziel: in den kommenden Monaten möglichst viele Menschen und finanziell­e Ressourcen zu mobilisier­en, um dann Anfang 2018 das Volksbegeh­ren zur Unterschri­ft aufzulegen. Wobei sich der Zeitpunkt abhängig vom Datum der Nationalra­tswahl noch ändern könne.

Das erste Volksbegeh­ren im Jahr 1997 hatten 645.000 Menschen unterschri­eben. Die Politik habe die Chance verpasst, „diesen Rückenwind für fällige Reformen zu nutzen“, sagt Co-Initiatori­n Eva Rossmann.

Einige Probleme hätten sich seither sogar verschärft, sagt Sonja Ablinger, Vorsitzend­e des Österreich­ischen Frauenring­s: Die Armut bei Alleinerzi­eherinnen nehme zu, immer mehr Frauen würden in schlecht abgesicher­ten prekären Verhältnis­sen oder Teilzeitjo­bs arbeiten. Themen wie diese sollten „endlich die Bedeutung erhalten, die sie verdienen“.

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Früher war alles anders? Aus Sicht der Frauenbewe­gungen nicht: Viele der Forderunge­n des ersten Frauenvolk­sbegehrens im Jahr 1997 sind immer noch aktuell. Nun werden sie noch einmal gestellt.

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