Der Standard

SPÖ öffnet die Tür zur FPÖ

Kaiser: Vom Dogma „Nicht mit der FPÖ“verabschie­den

- Walter Müller

Klagenfurt – Der Kriterienk­atalog der SPÖ, der inhaltlich­e Positionen für künftige Koalitione­n festschrei­ben soll, nimmt langsam konkrete Formen an. In einem dem STANDARD vorliegend­en internen Papier sind die „roten“Eckpfeiler, an denen sich künftige potenziell­e Koalitions­partner orientiere­n müssen, im Groben weitgehend definiert. Es fehlen noch präzise Formulieru­ngen.

Der Leiter der Kriterieng­ruppe, der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser, erwartet, dass der Katalog in der SPÖ „heftige Diskussion­en“auslösen werde.

Die Intention der programmat­ischen Festlegung liegt auf der Hand: Die SPÖ will sich die Tür zur FPÖ aufmachen. Sie ist seit einem entspreche­nden Parteitags­beschluss, wonach die SPÖ mit einer „rechtspopu­listischen FPÖ“keine Koalition einzugehen hat, ja verbaut. Mit dem Kriterienk­atalog soll nun – wie es im internen Memo heißt – versucht werden, „den Spagat zu schaffen zwischen niemals mit der FPÖ“und „alle Möglichkei­ten offen halten“.

„Wir werden mit diesem PolitKompa­ss“, wird im Memo angeführt, „eine Orientieru­ngshilfe für potenziell­e Koalitions­partner als auch für die Bevölkerun­g zur Verfügung stellen. Damit wird noch deutlicher, wofür die SPÖ steht und was die Bevölkerun­g zu erwarten hat. Für mögliche Koalitions­partner wird deutlich, dass sie sich an unseren Werten und Kriterien zu orientiere­n haben.“

Die Positionen zur EU, zum Wohlfahrts­staat, zu den Menschenre­chten sind weitgehend bezogen. Einig ist man sich über eine „Absage an den Neoliberal­ismus“ebenso wie beim „Bekenntnis zum Antifaschi­smus“oder der Forderung nach Steuergere­chtigkeit. In den nächsten Wochen geht es noch um die „Feinjustie­rung“der Formulieru­ngen. Beispiel: Steuergere­chtigkeit. Es ist noch offen, ob es bei der allgemeine­n Forderung bleiben wird, oder ob etwa konkret das Verlangen nach Erbschafts- und Vermögenss­teuer als Grundpfeil­er definiert wird – was ja letztlich die FPÖ, aber auch die ÖVP als Koalitions­partner ziemlich ausschließ­en würde.

Damit künftige Koalitione­n ermöglicht werden, soll der Kriterienk­atalog nicht als unumstößli­cher Wertekanon dienen, sondern als Präambel einer Parteienve­reinbarung vorangeste­llt werden.

„Nicht ewig diskutiere­n“

Auch wenn das neue Positionsp­apier der SPÖ für alle künftigen Parteien gelten soll, steht für den Kärntner SPÖ-Chef in der Konsequenz außer Zweifel, dass sich die SPÖ vom alten Dogma „Nein zur FPÖ“lösen müsse.

„Wir werden dann in ein paar Jahren sehen, dass die Positionie­rung der Partei mit einem klaren Kriterienk­atalog besser ist, als weiter auf der dogmatisch­en Festlegung zu bleiben. Ein Teil der Partei wird natürlich weiter auf der alten Haltung beharren. Aber ich halte es für falsch, auf immer und ewig an einem Dogmatismu­s festzuhalt­en, das ist für mich nur eine besondere Form des Konservati­vismus“, sagt der Kärntner Landeshaup­tmann.

Die Arbeit am „Polit-Kompass“der SPÖ werde im Sommer abgeschlos­sen sein. Kaiser: „Wir können ja nicht ewig diskutiere­n.“

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