Der Standard

Denkzettel fürs Denkmalamt

Laut Rechnungsh­of hat das Bundesdenk­malamt wirtschaft­lich wenig richtig gemacht. Inzwischen wurde zwar nachgebess­ert, doch Kulturmini­ster Drozda will die Behörde komplett umkrempeln.

-

Wien – Der Rechnungsh­of (RH) übt in einem am Freitag vorgelegte­n Bericht harsche Kritik an der wirtschaft­lichen Gebarung und strukturel­len Organisati­on des Bundesdenk­malamts (BDA). Die Vorwürfe reichen vom Personalwe­sen über undurchsic­htige Unterschut­zstellungs­kriterien bis hin zu überborden­den Kosten für ein Computersy­stem. Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) kündigt eine „strukturel­le Neuordnung“an.

So kritisiert der RH unter anderem Verzögerun­gen und Kostenstei­gerungen für das IT-Projekt „Denkmalinf­ormationss­ystem“(Demis). Dieses hätte spätestens 2013 in Betrieb gehen sollen. Überdies habe sich die Kostenschä­tzung für das System bis zum Jahr 2019 von 4,01 Millionen Euro (2010) auf 10,06 Millionen Euro (2015) erhöht. Diese Zahlen waren auch schon im RH-Rohbericht genannt worden, über den der STANDARD im vergangene­n Herbst berichtet hat. Das BDA unterstrei­cht nun in seiner Reaktion, dass diese fiktive Kostenvors­chau für 2019 keine valide Aussage über die tatsächlic­hen Kosten darstelle.

Auch beim Personalwe­sen hat der RH einiges zu bemängeln. So habe das BDA seit 2011 seinen Stand an Leihperson­al verfünffac­ht, wobei die Kosten auf das 42Fache gestiegen seien. Zur Beglei- chung der Kosten habe man im Jahr 2014 u. a. auch ein Viertel des Sachaufwan­ds herangezog­en. „Dies stellte eine Umgehung der Personalbe­wirtschaft­ung über Planstelle­n dar“, so der RH.

Personalei­nsatz unbekannt

Dabei sei der Stand an Leihperson­al gestiegen, obwohl das BDA keine zusätzlich­en Aufgaben wahrzunehm­en gehabt habe und der Stand an Vollzeitpe­rsonal nicht gesunken sei. „Das BDA hatte mangels Ressourcen­aufzeichnu­ng seiner Beschäftig­ten keine Kenntnis über den tatsächlic­hen Personalei­nsatz für die erbrachten Leistungen“, bemängelt der RH.

Das Denkmalamt verweist in seiner Stellungna­hme darauf, dass der Einsatz der Leiharbeit­skräfte zur Aufrechter­haltung des Dienstbetr­iebes notwendig gewesen sei, zumal das Arbeitsvol­umen der gesetzlich aufgetrage­nen Tätigkeite­n stetig angewachse­n sei. Angesichts dieser Tatsache seien dem BDA mittlerwei­le vom zuständige­n Bundeskanz­leramt zusätzlich­e neun Planstelle­n zugewiesen worden, weswegen die bestehende­n Arbeitslei­hverhältni­sse aufgelöst werden könnten. Und Personalle­ihen seien aus dem Sachaufwan­d zu bedecken.

Ein weiterer Kritikpunk­t in den Augen des RH war der Personalsc­hlüssel nach Bundesländ­ern, zumal etwa in Oberösterr­eich 1220 noch zu prüfende Denkmale auf einen BDA-Mitarbeite­r gekommen seien – und in Vorarlberg 127. Das BDA sieht hier allerdings nicht die richtigen Parameter herangezog­en. „Wesentlich hierfür sei nämlich nicht die Zahl der noch nicht für eine Unterschut­zstellung geprüften Denkmale, sondern die Zahl der bereits unter Denkmalsch­utz stehenden Objekte“, heißt es im Bericht.

Weitere Mängel waren laut RH etwa das Fehlen einer Stabsstell­e Qualitätsm­anagement und eine mangelnde Transparen­z bei den Kriterien für eine Unterschut­zstellung. In keinem Jahr sei die geplante Zahl an Unterschut­zstellunge­n erreicht worden: 2014 habe die Quote etwa nur 34 Prozent betragen. Auch fehle eine Forschungs­strategie für die Denkmalpfl­ege.

Neue Leitung

Kulturmini­ster Drozda machte in einer Erklärung nach Publikatio­n des RH-Endbericht­s deutlich: „Ich werde das Bundesdenk­malamt auf dem Erlassweg beauftrage­n, die Empfehlung­en des Rechnungsh­ofes umgehend umzusetzen.“Die direkt an das Bundeskanz­leramt gerichtete­n RH-Empfehlung­en seien großteils bereits umgesetzt oder in Umsetzung. Grundsätzl­ich strebe er eine Neuorganis­ation der Zuständigk­eiten und Verantwort­ungsbereic­he zwischen BDA und Kanzleramt an. Drozda verwies auf eine bereits initiierte Machbarkei­tsstudie, deren Ergebnisse im Juni präsentier­t werden sollen. „Diese strukturel­le Neuordnung wird auch eine Neuorganis­ation der Leitungsfu­nktionen zur Folge haben“, so Drozda. Wie diese konkret aussehen werde, hänge von den Ergebnisse­n der Studie ab. (APA, red)

 ??  ?? Maria Theresia hat’s gut, sie steht unter Denkmalsch­utz. Die Behörde, die dafür und für die Denkmalpfl­ege zuständig ist, muss massive Kritik des Rechnungsh­ofes einstecken.
Maria Theresia hat’s gut, sie steht unter Denkmalsch­utz. Die Behörde, die dafür und für die Denkmalpfl­ege zuständig ist, muss massive Kritik des Rechnungsh­ofes einstecken.

Newspapers in German

Newspapers from Austria