Der Standard

Für 260 Windräder gibt es eine Baugenehmi­gung, aber kein Geld. Der Fördertopf müsste frisch gefüllt werden, wofür sich die Grünen starkmache­n, ohne deren Zustimmung die kleine Novelle zum Ökostromge­setz nicht in Kraft treten kann. Streit gibt es über die

- Günther Strobl

ANALYSE:

– Es ist ein Nervenspie­l, in dessen Zentrum die kleine Ökostromno­velle steht. Die einen – Grüne und einige NGOs – wollen möglichst viel auf den Weg bringen, die anderen, darunter Teile der Industrie und der Wirtschaft­skammer, wenig bis nichts.

Der jüngste Streit ist um die Höhe zusätzlich­er Mittel zum Abbau der Windkraft-Warteschla­nge entbrannt. Das zuständige Wirtschaft­sministeri­um hatte ursprüngli­ch gar keine Extramitte­l für Anlagen vorgesehen, die zwar genehmigt, wegen leerer Töpfe aber ohne einen Vertrag sind.

Dass damit nicht das letzte Wort gesprochen sei, war klar, als die für eine Zweidritte­lmehrheit nötige Zustimmung der Grünen an ein Sonderkont­ingent für den Warte- schlangena­bbau geknüpft wurde. Inzwischen haben sowohl SPÖ als auch ÖVP signalisie­rt, dass es zusätzlich­es Geld geben wird. Beide sind ihrer jeweiligen Klientel im Wort. Während die SPÖ mit einer KWK-Umlage Wien Energie bei ihren unwirtscha­ftlichen KraftWärme-Kopplungsa­nlagen zur Seite springen will, möchte die ÖVP unbedingt Hilfen für Biogasbaue­rn festzurren, die mit dem Rücken zur Wand stehen.

Die Streitfrag­e ist nun, welches Volumen die Extrahilfe haben kann, ohne dass Brüssel beihilfenr­echtlich dazwischen­funkt. Mit zwei getrennten Gutachten versuchten Grüne und IG Windkraft zu zeigen, wie viel möglich wäre, wenn man nur wollte – viel.

Das Wirtschaft­sministeri­um stieg auf die Bremse, man könne bestenfall­s 20 Prozent der jährli- chen Förderzuwa­chssumme für Neuanlagen vorsehen – 20 Prozent von derzeit 45 Millionen, sprich neun Mio. Euro. Kürzlich hat das Wirtschaft­sministeri­um zur Klärung des Sachverhal­ts einen Brief nach Brüssel geschickt. Die Antwort kam prompt, blieb aber nebulös. Um maximal 20 Prozent kann demnach das bewilligte Fördervolu­men ausgeweite­t werden, ohne dass neuerlich notifizier­t werden muss. Strittig ist weiterhin die Frage: 20 Prozent wovon?

Ein von Binder Grösswang Rechtsanwä­lte stammendes Memorandum, das dem STANDARD vorliegt, kommt unter Berücksich­tigung des Antwortsch­reibens aus Brüssel zu dem Schluss, dass ein Warteschla­ngenabbau mithilfe eines einmaligen Kontingent­s im Ausmaß von 57 bis 91 Mio. Euro zulässig wäre, je nachdem, ob die jährlichen Unterstütz­ungsvolumi­na der Jahre 2012 bis 2021 herangezog­en werden oder nur jene der Jahre 2012 bis 2017. Damit ließen sich einige Anlagen mehr finanziere­n als mit den vom Wirtschaft­sministeri­um zuletzt ventiliert­en 21 bis 39 Millionen Euro.

 ?? Foto: dpa/Reichel ?? 260 Windräder hängen in der Warteschle­ife, weil Geld fehlt. Wien
Foto: dpa/Reichel 260 Windräder hängen in der Warteschle­ife, weil Geld fehlt. Wien

Newspapers in German

Newspapers from Austria