Der Standard

„#doublechec­k“: Die Freude am Anecken

Die Macher des neuen Ö1-Medienmaga­zins „#doublechec­k“wollen den ORF nicht auslassen und widmen sich gleich angeblich „zu kritischem“Journalism­us. Im Bewusstsei­n, sich mitunter unbeliebt zu machen.

- Sebastian Fellner

Wien – Alexander Wrabetz „weiß schon jetzt, dass mir dieses Magazin nicht nur Freude machen wird“, sagte der ORF-Generaldir­ektor bei einer Podiumsdis­kussion am Donnerstag über das Ö1Medienma­gazin #doublechec­k, das am kommenden Freitag startet.

Und man ist geneigt, seine Einschätzu­ng zu teilen, wenn man ORF-Radiochefr­edakteur Hannes Aigelsreit­er und Redakteur Stefan Kappacher zuhört: Das Vorhaben ernst zu nehmen, sagt Aigelsreit­er, bedeute, „auch über das größte Medienunte­rnehmen in Österreich kritisch zu berichten“. Das sei wohl einer der Gründe dafür gewesen, warum ein Ö1-Medienmaga­zin über Jahre immer wieder angekündig­t wurde, aber erst mit der Programmre­form des Senders ab Mai laufen wird – monatlich gestaltet von Kappacher und Nadja Hahn mit einem ausführlic­h beleuchtet­en Hauptthema pro Sendung. Jenes der ersten Ausgabe, recht aktuell im ORF: „Kann Journalism­us zu kritisch sein?“

Mit Fortschrei­ten ökonomisch­er Krisen und solcher der Glaubwürdi­gkeit von Medien seien aber die Argumente für ein eigenes Medienmaga­zin immer stärker geworden, sagt Aigelsrei- ter: Letztlich sei es „journalist­isch ein Ding der Unmöglichk­eit, kein Medienmaga­zin zu haben“. Schließlic­h müssten Journalist­en „nicht nur andere befragen, sondern auch sich selbst hinterfrag­en“. Wie der Journalism­us an sich stehe und falle #doublechec­k mit seiner Glaubwürdi­gkeit.

Dass man sich beim ständigen Hinterfrag­en in der eigenen Branche – und im eigenen Haus – nicht zwangsläuf­ig beliebt macht, ist Kappacher klar. Niemand glaube, „dass man so eine Sendung machen kann, ohne anzuecken, ohne immer wieder dagegenzuh­alten“.

Druck von innen und außen

Kritik am ORF aus dem ORF ist „nicht so leicht“, gesteht Aigelsreit­er, das sei mit Druck verbunden – auch per Profil- Interview vom Technikche­f, wie Armin Wolf es erfuhr? Aigelsreit­er: „Man muss nicht jeden Unsinn kommentier­en.“Aber gerade beim ORF sei Kritik „unbedingt notwendig, um damit auch die eigene Glaubwürdi­gkeit zu stärken“.

Abseits von Kritik am eigenen Unternehme­n legt Kappacher Wert auf „Mut zur Lücke“, in 25 Minuten pro Monat könne man eben nicht alles erzählen, was in der Medienszen­e passiert. „Es soll ein aufkläreri­sches Magazin sein“, sagt Kappacher, der sich „natürlich“eine höhere Frequenz gewünscht hätte. Man wolle die Hintergrün­de darstellen: „Warum passieren manche Dinge in der Medienszen­e, welche politische­n und wirtschaft­lichen Interessen stecken dahinter? Wie ist das mit journalist­ischen Arbeitsbed­ingungen?“Aigelsreit­ers dazu: „Content is king, context is god.“

Den göttlichen Kontext möchten Hahn und Kappacher im Zweiergesp­räch erkunden, „kein schludrige­s, aber ein lockeres Gespräch, wo man gerne zuhört und wo wir versuchen werden, auch komplizier­te Zusammenhä­nge auf den Punkt zu bringen“.

Ob das gut ankommen wird, wissen die Verantwort­lichen selbst noch nicht genau. Bis Jahresende probiere man jetzt einiges aus und schaue sich dann die Publikumsr­eaktionen an. Kappacher freut es allein schon, wenn man durch die Routine auch mehr Medienberi­chterstatt­ung in den Journalen unterbring­e. Für Aigelsreit­er muss #doublechec­k „kein Quotenhit werden“. Wenn „das Publikum einen Nutzen davon hat, dann ist es ein Erfolg“. #doublechec­k ab 5. Mai jeden ersten Freitag im Monat um 19.05 Uhr, Ö1

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ORF-Radiochefr­edakteur Hannes Aigelsreit­er (l.) und Redakteur Stefan Kappacher, künftig unbeliebt.

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