Der Standard

Sich heimgeigen lassen – nicht nur mit dem „Jedermann“

Der Burgtheate­r-Spielplan für 2017/18 enthält neben dem neuen „Jedermann“auch andere Debüts am Haus: Erstmals ein Stück von Josef Winkler, das verloren geglaubte Erstlingsd­rama Wolfgang Bauers sowie die Regieneuzu­gänge Johan Simons und Luk Perceval.

- Margarete Affenzelle­r

Wien – Für die kommende Spielzeit des Burgtheate­rs habe sich ungeplant ein Österreich-Schwerpunk­t ergeben, so Direktorin Karin Bergmann am Freitag bei der Pressekonf­erenz zur Saison 2017/18. Unter den 21 Premieren – davon elf Urund Erstauffüh­rungen – befinden sich sechs österreich­ische Autoren, auch der schon lange erwartete Name Josef Winklers.

Der Büchner-Preisträge­r wird entlang eines Vater-Sohn-Komplexes die Kärntner Heimaterde neu aufbohren und die schuldbela­dene Geschichte (personifiz­iert im NS-Verbrecher Odilo Globocnik) freilegen. Alia Luque inszeniert Lass dich heimgeigen, Vater oder Den Tod ins Herz mir schreibe im November im Kasino. Die weiteren Österreich­er: Josef Roth, Wolfgang Bauer, Ferdinand Schmalz, Thomas Köck, Ewald Palmetshof­er.

Die Saison wird am 3. September im Akademieth­eater eingeläute­t – mit Harold Pinters finsterer Komödie Die Geburtstag­sfeier, die zuvor als Koprodukti­on bei den Salzburger Festspiele­n Premiere haben wird. Es inszeniert Andrea Breth, die sich ihrerseits mit Eugene O’Neills Eines langen Tages Reise in die Nacht gegen Ende der Spielzeit eines zweiten angelsäch- sischen Autors annimmt. Um den Dritten im Bunde kümmert sich David Bösch: Tennessee Williams Die Glasmenage­rie. Der ultimative Brite William Shakespear­e bildet Anfangs- und Schlusspun­kt im Haupthaus. Leander Haußmann bereitet für 6. September seinen neuen Sommernach­tstraum vor, und ebenda kredenzt Antú Romero Nunes im Mai Macbeth.

Alvis Hermanis lässt sich im Oktober auf eine Schlechte Partie ein, eine von Alexander Nitzberg neu übersetzte Komödie des russischen Dramatiker­s Alexander Ostrowski; Michael Maertens, Nicholas Ofczarek, Dörte Lyssewski u. a. werden das dekadentka­pitalistis­che Reedermili­eu im zaristisch­en Russland aufleben lassen. Darauf folgt Ibsens Ein Volksfeind in der Regie von Jette Steckel.

Die Saison verzeichne­t auch Regieneuzu­gänge: Erstmals inszeniert der Niederländ­er Johan Simons im Haus am Ring und nimmt sich als Josef-Roth-Verehrer im Dezember den Radetzkyma­rsch vor. Ebenfalls sein Debüt am Haus gibt der Belgier Luk Perceval, der an einem beherzten Stück über das Alter, Rosa Rozendaal, einer Romandrama­tisierung von Dimitri Verhulst, für März im Akademieth­eater arbeitet.

Der schon beim Amtsantrit­t Bergmanns in Aussicht gestellte neue Jedermann feiert im Februar am Burgtheate­r Uraufführu­ng. Die Neudichtun­g von Ferdinand Schmalz jedermann (stirbt) – „weniger Liturgie, mehr Dramatik“– inszeniert Stefan Bachmann. Zu den Uraufführu­ngen im Akademieth­eater zählen Ewald Palmetshof­ers Gerhart-Hauptmann-Über- schreibung Vor Sonnenaufg­ang (Regie: Dušan David Pařízek), das lange verscholle­n geglaubte Erstlingsd­rama Der Rüssel von Wolfgang Bauer (Regie: Christian Stückl) sowie die auf dem gleichnami­gen Film basierende Komödie Willkommen bei den Hartmanns. Erstaufgef­ührt werden Thomas Köcks preisgekrö­ntes Stück paradies fluten sowie Ayad Akhtars The Who and the What.

Zwei Regieproje­kte sind aus Kapazitäts­gründen noch vage: Arbeiten mit Simon Stone und Martin Kušej. Wie fragil die Planung oft ist, zeigt auch die aktuelle Verschiebu­ng der Carol Reed- Uraufführu­ng von Freitag auf heute, Samstag, im Akademieth­eater.

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 ??  ?? Karin Bergmann kündigte für die kommende Spielzeit 21 Premieren an – sowie ab sofort eine neue Website samt dazugehöri­ger App.
Karin Bergmann kündigte für die kommende Spielzeit 21 Premieren an – sowie ab sofort eine neue Website samt dazugehöri­ger App.

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