Der Standard

Rückkehr der Schlafwand­ler

- Adelheid Wölfl

Europa ist wieder als Schlafwand­ler unterwegs. Alle, die sich ein wenig mit dem autokratis­chen Regime in Skopje auseinande­rgesetzt haben, wussten, dass die Lage jederzeit eskalieren kann. Die Warnungen wurden jedoch nicht gehört. So war es etwa fahrlässig, dass am Donnerstag­abend keine Vertreter von EU-Staaten oder der OSZE im Parlament zugegen waren, als der Parlaments­präsident Talat Xhaferi gewählt wurde und ein Mob das Gebäude stürmte und begann, Opposition­elle zu verprügeln.

Das Signal aus Mazedonien in die gesamte Region ist verheerend, denn in den Nachbarlän­dern sitzen ebenso Politiker, denen demokratis­che Werte egal sind, und die mit allen Mitteln an der Macht bleiben wollen. Sie werden nun noch weniger zögern, Freiheiten von Bürgern einzuschrä­nken, Fake-News zu streuen und Gegner zu bedrohen.

Die Situation auf dem Balkan hat sich seit dem Amtsantrit­t von Donald Trump deutlich verschlech­tert, weil die USA als Ordnungsma­cht geschwächt sind. Viele Führungsfi­guren in der Region agieren nun autoritäre­r und nationalis­tischer. Die EU-Staaten setzen jedoch keine Maßnahmen gegen jene, die den Rechtsstaa­t unterlaufe­n. So sind sie nicht einmal der letzten Aktion von Barack Obama gefolgt, der Sanktionen gegen den Präsidente­n der Republika Srpska, Milorad Dodik, erlassen hatte. Es ist an der Zeit, illiberale völkische Nationalis­ten auf dem Balkan zu ächten, denn sie „inspiriere­n“die Diaspora und Parteien in der EU.

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