Der Standard

Wenn Frauen für Frauen bauen

Architekti­n Sabine Pollak gründete mit Interessie­rten den Verein Frauenwohn­projekt ro*sa. Mietverträ­ge werden nur mit Frauen abgeschlos­sen. Auch die Planung unterschei­det sich von anderen Wohnprojek­ten.

- Michael Kerbler

Wien – Als Architekti­n Sabine Pollak an einem Infoabend über ihr Frauenwohn­projekt ro*sa sprechen wollte und in den Saal blickte, in dem gut 120 Interessen­tinnen saßen, wusste sie: Das Bedürfnis nach einem solchen Projekt in Wien war sehr groß. „Und ich war mir sicher, wenn wir jetzt ein Grundstück bekämen, dann könnte es sofort losgehen“, erinnert sie sich.

Ziemlich schnell bildete sich eine Kerngruppe. „Das waren eher ältere Frauen, die sich in einer Übergangsp­hase befanden, die Zeit hatten und die Arbeit übernehmen konnten.“Gemeinsam entwickelt­en die Architekti­n (Büro Köb & Pollak) und die Kerngruppe eine Struktur für den Verein, es wurden Ideen gesammelt und nach Vorbildern gesucht. „Wir haben Expertinne­n eingeladen, zum Beispiel aus der ‚Sargfabrik‘, und wir haben uns die Frauenwerk­statt angeschaut. Es gibt Vorbilder aus den 1920erJahr­en, und daraus haben wir dann Maximen formuliert, die wir im Büro umgesetzt haben: etwa ganz kleine Wohnungen für Frauen, die sehr wenig Geld zur Verfügung haben. Oder eine Wohngemein­schaft für ältere Frauen. Die Teilbarkei­t der Wohnungen. Eine gewisse Anzahl an bestimmten Gemeinscha­ftsräumen.“

Die Architekti­n legte großen Wert auf die Neutralitä­t der Zimmer, darauf, dass es keine Hierarchie zwischen Kinder- und Erwachsene­nzimmern gibt und dass offene Koch-, Wohn- und Essräume eingeplant wurden. „Wir haben Inhaltlich­es besprochen, etwa dass die Erschließu­ngszone auch die Kommunikat­ionszone des Hauses sein soll und damit mehr als nur ein Gang.“

Der größte Unterschie­d zu anderen Wohnformen sei die Gruppe gewesen, sagt Pollak. „Dass die Gruppe von Anfang an da ist, macht es aus bei einem solchen Projekt. Man identifizi­ert sich mehr mit dem Haus, dem Ort und auch mit der Geschichte und mit dem Zusammenle­ben. Das macht so ein Projekt anders.“

Die Kerngruppe, erzählt Brigitte Schimmerl, Bewohnerin und Obfrau des Vereins, sei bis heute erhalten geblieben und intakt – „und das, obwohl es viele Anmeldunge­n und viele Abmeldunge­n gegeben hat, teilweise Unzufriede­nheit, aber auch gleichzeit­ig viel Zufriedenh­eit. Es gibt eine Grundüberz­eugung: Wir wollen zusammen

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