Der Standard

Vorwurf des Kriegsverb­rechens

Österreich­er soll in der Ukraine Menschen getötet haben

-

Warschau/Wien – Polnische Grenzschüt­zer haben am Wochenende einen 25-jährigen Österreich­er verhaftet, der Kriegsverb­rechen in der Ukraine begangen haben soll. Laut Staatsanwa­ltschaft soll er Zivilisten und Soldaten, „die sich bereits ergeben hatten“, getötet haben.

Offen ist, wann der Mann nach Österreich überstellt wird. Das Übergabeve­rfahren werde vermutlich „ein paar Wochen“dauern, sagte am Montag der Sprecher der zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl. Der Österreich­er war in Dorohusk, einem Dorf im äußersten Osten Polens, gefasst worden. Er soll versucht haben, am dortigen Grenzüberg­ang in die Ukraine einzureise­n.

Kampf um Flughafen Donezk

Der Haftbefehl wurde aufgrund des Vorwurfs der „Kriegsverb­rechen gegen Personen“ausgestell­t, sagte Habitzl. Auch das Innenminis­terium bestätigte, dass gegen den 25-jährigen Verdächtig­en „im Zusammenha­ng mit einer aktiven Teilnahme an Kampfhandl­ungen in internatio­nalen Konflikten“er- mittelt werde. Der Mann soll seine Taten im Zuge der Kampfhandl­ungen um den Flughafen Donezk begangen haben. Er sei „auf ukrainisch­er Seite“gestanden, hieß es vonseiten der Staatsanwa­ltschaft.

Die ukrainisch­e Armee kämpft seit drei Jahren gegen prorussisc­he Aufständis­che, die weite Gebiete im Osten des Landes kontrollie­ren. In dem Konflikt wurden bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, die Bemühungen um eine friedliche Lösung stecken fest.

Verschärft­e Grenzkontr­ollen

Der Europäisch­e Haftbefehl wurde von der Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt vor einigen Wochen auf Basis eines Berichts des Landesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g ausgestell­t. Die Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt ist zuständig, weil sich der letzte Aufenthalt­sort des Beschuldig­ten im südlichen Niederöste­rreich befand. Laut Habitzl läuft gegen den Mann noch ein zweites Verfahren wegen eines Suchtmitte­lvergehens.

Nach Angaben des polnischen Grenzschut­zes erfolgte die Festnahme aufgrund der vor drei Wochen verschärft­en Grenzkontr­ollen an den Schengen-Außengrenz­en, die umfassende Personenko­ntrollen vorsehen. Beim Abgleich mit Computerda­ten stellten die Beamten offenbar fest, dass der Mann mit einem Europäisch­en Haftbefehl gesucht wird. Letzterer sollte eigentlich die Auslieferu­ng vereinfach­en und auch wesentlich verkürzen. (APA, simo)

Newspapers in German

Newspapers from Austria