Der Standard

Der US-Kongress hat sich auf einen Haushalt geeinigt. Statt Gelder für einen Mauerbau zu Mexiko auszugeben, soll mehr in die Verteidigu­ng gesteckt werden – allerdings nur halb so viel wie Präsident Trump beantragt hatte.

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Washington – Der US-Kongress hat den Haushaltss­treit beigelegt und dabei mehreren Forderunge­n von Präsident Donald Trump eine Absage erteilt. Trumps Republikan­er und die Demokraten verständig­ten sich nach wochenlang­en Verhandlun­gen in der Nacht zum Montag auf einen Kompromiss im Volumen von etwa einer Billion Dollar (rund 918 Milliarden Euro), ohne den dem Bund die Zahlungsun­fähigkeit gedroht hätte.

Ersten Angaben zufolge lehnten die Abgeordnet­en eine Anschubfin­anzierung für die von Trump geplante Grenzmauer zu Mexiko ab. Einem Insider zufolge erhält zudem das Militär deutlich weniger Mittel als beantragt. Gelder für Forschung, Umwelt und Sozialprog­ramme sollen demnach großteils erhalten bleiben oder teilweise steigen. Die formelle Abstimmung über das Gesetz wurde im Laufe der Woche erwartet.

Eine Sprecherin der Republikan­er im Repräsenta­ntenhaus erklärte in der Nacht, der Gesetzentw­urf werde „den Zeiger in Richtung der Prioritäte­n der Konservati­ven bewegen“. Auch der ranghöchst­e Demokrat im Senat, Chuck Schumer, lobte die Einigung. Damit würden zusätzlich­e Mittel für medizinisc­he Forschung, Bildung und Infrastruk­tur freigemach­t. Es handle sich um eine „gute Einigung für das amerikanis­che Volk“. An den Finanzmärk­ten wurde der Kompromiss erleichter­t aufgenomme­n.

Ein hochrangig­er Kongressbe­rater, der namentlich nicht genannt werden wollte, sprach von 12,5 Milliarden Dollar, die zusätzlich für Verteidigu­ng ausgegeben werden sollen. Trump hatte 30 Milliarden beantragt. Statt Gelder für die Mauer sollen zunächst 1,5 Milliarden Dollar mehr für Grenzsiche­rheit aufgewandt werden. Der Präsident hatte seinen Verzicht auf eine geplante Anschubfin­anzierung erklärt, um die Verhandlun­gen nicht zu gefährden.

Auch in anderen Punkten konnten die Demokraten Siege verbuchen. Während Trump die Mittel für die Umweltschu­tzbehörde EPA zusammenst­reichen wollte, sollen nun die meisten Programme zumindest bis Ende September erhalten bleiben. Im Zusammenha­ng mit der Abtreibung­sdebatte wehrten die Demokraten geplante Einschnitt­e bei der Gesundheit­sorganisat­ion Planned Parenthood ab. Auch Bergarbeit­er und ihre Familien müssen nicht mehr mit dem Verlust ihrer Krankenver­sicherung rechnet.

Bereits am Freitag hatte der USKongress die Regierung mit einem ungewöhnli­chen Schritt vorübergeh­end vor der Zahlungsun­fähigkeit bewahrt. Sowohl Repräsenta­ntenhaus als auch Senat verabschie­deten ein Gesetz, das Zahlungen für den Fortgang der Regierungs­geschäfte für eine weitere Woche erlaubt. Mit dem Schritt hatte der Kongress eine Blamage für Trump abgewandt. Hätten sich die Abgeordnet­en nicht geeinigt, wäre der Regierung um Mitternach­t das Geld ausgegange­n – ausgerechn­et zu Trumps 100. Tag im Präsidente­namt.

Zerschlagu­ng von Banken

Trump erwägt nach eigenen Worten die Zerschlagu­ng großer Banken. Er sagte am Montag in einem Interview der Nachrichte­nagentur Bloomberg, er blicke auf Zeiten zurück, in denen es noch das „alte System“gegeben habe. Damals seien das Verbrauche­rkreditges­chäft und das Investment­banking voneinande­r getrennt gewesen. Er führte dies zunächst nicht näher aus. Die Wall Street reagierte prompt auf die Aussagen. Die Bankenwert­e gaben anfänglich­e Gewinne ab und drehten im Handelsver­lauf ins Minus. (Reuters, dpa)

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