Kostspielige Toys für Big Boys
Sich mit Formel-1-Feeling in die Kurven legen: Der Österreicher Jochen Repolust baut in Kalifornien Simulatoren, mit denen sich auch Nichtrennfahrer wie Weltmeister gebärden können.
Los Angeles / Wien – Schnelle Autos sind Männersache. Zumindest in der Rennsimulatoren-Schmiede CXC in Los Angeles. In dem unscheinbaren Bau, der sich an andere ebensolche reiht, werken coole Jungs mit Schlabberpullovern. Sie sitzen ganz entspannt an Computern oder hocken hochkonzentriert in etwas martialisch anmutenden Gerätschaften.
Denn wer sich nicht selbst in das Cockpit eines Rennwagens setzen kann oder will und Spielzeugboliden für zu popelig hält, hat Alternativen. Nicht nur am PC oder an der Spielekonsole. Kann man das nötige Kleingeld dafür ausgeben, legt man sich einen Rennsimulator zu. Was man davon hat, zeigt die Probe aufs Exempel: ein realistisches Fahrgefühl, Fliehkräfte, die Piloten und Pilotinnen fast aus der Kurve tragen. Wer in dem – im Stillstandmodus – recht komfortablen Gerät, das einem fixierten Autodrom nicht ganz unähnlich ist, Platz nimmt und losstartet, wähnt sich tatsächlich auf der realen Bahn. Und glaubt – zumindest als Laie – mit ein paar hundert Sachen über die Piste zu brettern.
Der Sessel vibriert und das Lenkrad zittert, ganz wie im richtigen Rennmodus. Nur auf den röhrenden Lärm und verpestete Luft muss – oder darf – man verzichten. In der Formel 1, also dort,
wo es in Sachen Racing Ernst ist und nicht nur um schnelle Autos, sondern auch um viel Geld geht, werden solche Systeme selbst entwickelt. Preise von 20 Millionen Dollar sind dabei durchaus realistisch, sagt Jochen Repolust.
Der 45-jährige Österreicher ist Mitbesitzer von CXC. Mit 20 Mitarbeitern werden hier solche Simulatoren mit echten Pedalen gebaut und die entsprechende Software dafür programmiert. Ein dreidimensionaler Bildschirm oder auch zwei oder drei runden das virtuelle Echtheitserlebnis ab. Zwischen 50.000 und 80.000 US- Dollar blättern die Kunden – meist solche, deren Garagen echte Ferraris und Bugattis beherbergen – für ein Gerät hin. Genützt werden sie aber auch zum Training für den Einsatz im echten Rennleben. Rund 50 pro Jahr werden hier hergestellt. Die Hälfte davon landet in den USA, die andere Hälfte geht nach Australien, Dubai, aber wird auch in Europa verkauft.
Spielzeug für die Nische
„Das ist ein kleiner Nischenmarkt“, sagt Repolust. Auch im Eventsegment als Entertainmentmaschine finden die Gerätschaf- ten Verwendung. Darüber hinaus kann auch so manche Firma mit dem Spielzeug etwas anfangen. Red Bull hat sich etwa eines für die US-Firmenzentrale in Santa Monica angeschafft. Repolust, ausgebildeter Architekt und gebürtiger Leibnitzer, ist schon seit Jahren in den USA. Zu CXC ist er zufällig gestoßen und bei dem 2007 von Partner Chris Considine gegründeten Unternehmen 2012 eingestiegen. Mittlerweile erzielt die Firma auch Gewinne.
Was Europa von den USA unterscheidet, kann er für sein Geschäft auf Anhieb sagen: In Amerika gibt jemand, der Geld hat, dieses lockerer aus. Während europäische Kunden bei jedem Software-Update fragen, ob man das tatsächlich brauche, nehmen US-Kunden, was geboten wird. Geld spielt dabei keine Rolle. Zu den Anschaffungskosten kommt nach Ablauf der zweijährigen Garantiefrist ein Wartungsvertrag.
Für Privatkunden kann das für die teureren Geräte schon einmal 5000 US-Dollar im Jahr kosten. Wer auf die Anschaffungskosten noch einmal 3000 Dollar drauflegt, kann neben Rennen fahren auch fliegen.