Der Standard

Orbáns zwölf Apostel

- Gregor Mayer

Kaum hatten ihm die Parteifreu­nde von der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) wegen der leidigen CEUGeschic­hte eine Standpauke gehalten, ließ Viktor Orbán die nächste Propaganda-Attacke vom Stapel. Noch am Samstagabe­nd strahlte das Staatsfern­sehen den neuesten Werbespot für die Fragebogen­aktion („Volkskonsu­ltation“) „Stoppt Brüssel!“aus. Im Fadenkreuz steht diesmal der USMilliard­är und CEU-Gründer George Soros.

Aber nicht die Uni kommt zur Sprache, sondern Soros’ angeblich lenkende Hand bei den Flüchtling­sströmen nach Europa. Sie lenke dabei auch Brüssel, das es zu stoppen gelte. In bewährter Tradition der antisemiti­schen Hetzpropag­anda erscheint Soros’ Konterfei in Schwarz-Weiß, mit scharfen Kontrasten. Das Wort „Jude“brauchen Orbáns Leute gar nicht erst in den Mund zu nehmen.

Die EVP nährt an ihrem Busen den ungarische­n Hybridvers­chnitt von AfD und FPÖ. Immerhin hat sie diesmal ein 30-Tage-Ultimatum auf den Tisch gelegt, in dessen Gefolge Orbán die „Lex CEU“substanzie­ll ändern soll. Schon bisher gab es in der EVP-Fraktion gehörigen Unmut über den schwierige­n Parteifreu­nd. Ausschluss­forderunge­n machten die Runde. Eine Mehrheitsp­osition war das aber bisher nicht. Die zwölf Abgeordnet­en aus Orbáns FideszPart­ei in den Reihen der EVP sind Orbáns Blankosche­ck. So war es zumindest bisher. Man wird sehen, ob es so bleibt. Oder ob diesmal doch der stolze Ungar nachgibt.

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