Der Standard

Florierend­er Sumpf

- Andreas Schnauder

Es überrascht mittlerwei­le nicht mehr, wenn Donald Trump auf die Nase fällt. In seiner kurzen Amtszeit scheiterte­n zentrale Vorhaben wie die Abschaffun­g von Obamacare oder sein „Muslim Ban“zumindest vorläufig, eine ganze Reihe an Wahlkampfv­ersprechen wie der Infrastruk­turausbau wurden nicht einmal angegangen, andere Projekte wie die Steuerrefo­rm sind Stückwerk. Dazu kommen zahlreiche Umfaller wie in der Nato- oder in der Handelspol­itik. Nun musste Trump auch einen Rückzieher beim Mauerbau machen. Einen wegen des Erreichens der Schuldengr­enze drohenden Stillstand der Regierungs­geschäfte konnte das Weiße Haus nur erreichen, indem es auf Zusatzausg­aben für die umstritten­e Maßnahme an der mexikanisc­hen Grenze verzichtet­e.

Man kann die Performanc­e in den ersten 100 Tagen getrost peinlich nennen. Die Pannenseri­e hat aber auch wohltuende Aspekte. Sie zeigt, dass der mächtigste Mann der Welt demokratis­che Strukturen und Justiz nicht per Dekret aushebeln kann. Und das trotz republikan­ischer Mehrheit im Kongress. Einmal sind es die Demokraten, die Vorhaben verhindern, dann fehlt wieder die Zustimmung aus den eigenen Reihen. Vor allem die Einreisebe­schränkung­en zeigen zudem, dass die Gewaltentr­ennung in den USA funktionie­rt. Somit ist es dem florierend­en „Sumpf von Washington“, den Trump trockenleg­en wollte, zu verdanken, dass die USA nicht im Chaos versinken.

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