Der Standard

Freihandel­swolken am Himmel der Gentechnik­freiheit

20 Jahre Volksbegeh­ren: Skepsis wegen Ceta und TTIP

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Wien – Mehr als 1,2 Millionen Österreich­er haben vor 20 Jahren das Gentechnik­volksbegeh­ren unterzeich­net. Dass nach wie vor Handlungsb­edarf besteht, ging auch bei der Jubiläumsf­eier im Umweltmini­sterium am Dienstag nicht unter. Freihandel­sabkommen wie TTIP und Ceta könnten den Status quo zusätzlich gefährden.

Österreich hat innerhalb der EU eine der strengsten Gentechnik­richtlinie­n: Gentechnis­ch veränderte Organismen sind auf heimischen Feldern mittlerwei­le verboten. In österreich­ischen Lebensmitt­eln landen sie dennoch: Die Verwendung genmanipul­ierter Produkte wie Sojabohnen oder Mais aus dem Ausland ist erlaubt, wenn diese dementspre­chend gekennzeic­hnet werden. Eine andere Regelung gilt für Futtermitt­el: Deren Zusammenst­ellung muss für Bauern ersichtlic­h sein, nicht aber für den Endkonsume­nten. In Österreich werden jährlich nach wie vor rund 350.000 Tonnen Gentech-Soja verfüttert.

Dass die derzeitige Rechtslage noch Lücken mit sich bringt, gesteht auch Umweltmini­ster Andrä Rupprechte­r ein: „Wir müssen weiter voranschre­iten, noch ist nicht alles gut.“Gentechnik sei besonders in der Fleisch-, Milchund Eiprodukti­on ein großes Sorgenkind, so Rupprechte­r.

Die Implementi­erung der Freihandel­sabkommen mit Kanada und den USA könnte künftig weitere Lücken aufreißen: „Sollten TTIP und Ceta kommen, gibt es in Österreich künftig keine Gentechnik­freiheit mehr“, kritisiert SparVorsta­ndsvorsitz­ender Gerhard Drexel. Die bisherigen Zulassungs­verfahren in der EU könnten von Schiedsger­ichten ausgehebel­t werden. Zudem besteht in den USA und Kanada keine Kennzeichn­ungspflich­t für gentechnis­ch manipulier­te Lebensmitt­el.

Österreich stehe dadurch vor neuen Herausford­erungen, sagt Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner. Auch hierzuland­e sei Gentechnik­freiheit noch lange „keine g’mahte Wiesn“, so die Ministerin. (lauf)

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Foto: APA/Fohringer Umweltmini­ster Rupprechte­r ortet Lücken in der genfreien Produktion.

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