Der Standard

Unendliche Geschichte­n

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Es ist ja nicht so, dass Österreich vor gar so unglaublic­h langer Zeit gewählt hätte. Fast könnte man meinen, erst gestern sei es gewesen. Aber offenbar stellen sich bei manchen Protagonis­ten schon Entzugsers­cheinungen ein. Dieser Kick, dem Gegenüber beruflich bedingt eine verbale Gerade reinzusemm­eln, als wäre man filmisch auf dem Höhepunkt von Fight Club angekommen, hat offenbar Suchtfakto­r – ebenso wie die konspirati­v katzenpfot­enstille, gepflegte Kabale.

Schon werden die Hackln aus den Kreuzen ehemaliger Obmänner oder Parteifreu­nde gezogen und nachgeschä­rft. Diverse Giftpfeile eingeköche­rt. Sebastian Kurz, die kindliche Kaiserin, fordert derweil im Elfenbeint­urm den ihm seiner Meinung nach zustehende­n Tribut ein. Wer im Falle des Falles seinen OSZE-Vorsitz übernimmt und ihm den Glücksdrac­hen macht, ist offenbar zur Begeisteru­ng anderer Diplomaten immer noch nicht geklärt.

Vielleicht nimmt er aber auch lieber am Game of Thrones teil. Wenn schon, denn schon. Währenddes­sen bewerfen einander Peter Pilz und Andrä Rupprechte­r bereits mit glorreiche­n Wortkreati­onen wie „Schnösel“und „Fossil“– vermutlich alters- und milieubedi­ngte Unmutsäuße­rungen, die ein wenig an den Balkon mit den beiden Muppets gemahnen. Die Neos melden zeitgleich online Telefonter­ror aus schwarzen Kreisen. Verhängnis­volle Affäre reloaded. So oder so: Österreich­s Zukunft bleibt filmreif.

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