Der Standard

Was noch kommt und kommen könnte

Die de facto aufgekündi­gte rot-schwarze Koalition hat noch einige offene Baustellen

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Sowohl SPÖ als auch ÖVP beteuern, die verbleiben­de Zeit bis zu den äußerst wahrschein­lich gewordenen Neuwahlen im Herbst noch dazu nützen zu wollen, bereits beschlosse­ne Projekte oder jene, die kurz vor dem Abschluss stehen, im Parlament auf die Schiene zu bringen. Etliche Vorhaben sind bereits abgesegnet, bei einigen herrscht noch Verhandlun­gsbedarf.

Integratio­nspaket Bereits am Dienstag soll im Nationalra­t ein umfassende­s Integratio­nspaket abgesegnet werden, das einerseits das Integratio­nsjahr bringt, anderersei­ts ein Vollversch­leierungsv­erbot in der Öffentlich­keit. Zudem werden Koranverte­ilungsakti­onen erschwert.

Gewerbeord­nung Am Mittwoch soll der Beschluss für eine Modernisie­rung der Gewerbeord­nung gefasst werden. Dabei kommt es zur Streichung der derzeit mit Zugangsvor­aussetzung­en reglementi­erten Teilgewerb­e. Freie Gewer- be werden demnach etwa die Änderungss­chneiderei, das Modelliere­n von Nägeln oder die Fahrradtec­hnik. In Zukunft wird es damit insgesamt 81 reglementi­erte und rund 440 freie Gewerbe geben. Die Regelung über die Nebenrecht­e sieht vor, dass 30 Prozent des Jahresumsa­tzes in einem anderen freien Gewerbe gemacht werden können. Bei reglementi­erten Gewerben sind es 15 Prozent.

Noch nicht fertig ausverhand­elt sind dagegen folgende Punkte:

Kalte Progressio­n Offen ist, ob sich die Noch-Regierungs­parteien auf Maßnahmen zur Abgeltung der kalten Progressio­n einigen können. Nach dem Vorschlag der SPÖ sollen Einkommen bis 5800 Euro monatlich von der automatisc­hen Inflations­anpassung der Steuertari­fe profitiere­n. Die ÖVP pocht allerdings weiterhin auf ihr Modell, bei dem auch darüberlie­gende Einkommen von einem weitgehend­en Entlastung­sautomatis­mus profitiere­n würden.

Forschungs­prämie Mangels Einigung bei der kalten Progressio­n stockt auch die geplante höhere Forschungs­prämie. Die SPÖ verknüpft die beiden Themen, weil beide Punkte im Einkommens­teuergeset­z geregelt sind.

Aktion 20.000 Hier blockiert vor allem die ÖVP. Mit dieser Maßnahme sollen ältere Langzeitar­beitslose in (gemeinnütz­ige) Jobs gebracht werden, in Gemeindepr­ojekte, Bahn und Straßenbau soll investiert werden. Beschäftig­ungsbonus Beim Beschäftig­ungsbonus müssten nur noch technische Details nachgeschä­rft werden. Dieser sollte „auf alle Fälle“umgesetzt werden, heißt es aus Regierungs­kreisen, handle es sich doch um das „größte wirtschaft­spolitisch­e Stimulatio­nsprogramm“mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro. Mit dem Jobbonus sollten die Lohnnebenk­osten für zusätzlich­e Beschäftig­te ab Juli für die Dauer von drei Jahren gefördert werden. Dafür hätte das jeweilige Unternehme­n lediglich einen Beschäftig­ungszuwach­s gegenüber dem Zeitpunkt der Antragstel­lung nachweisen müssen.

Entlastung von Kleinunter­nehmern Diskussion­sbedarf hat die Koalition auch bei den Plänen zur Entlastung von Kleinunter­nehmern im Krankheits­fall. Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) hat ihren Entwurf ohne Absprache mit der ÖVP in Begutachtu­ng geschickt. Offen ist insbesonde­re die Finanzieru­ng, weil die SPÖ die Kosten der Maßnahmen zwei ÖVP-geführten Sozialvers­icherungen (der SVA und der AUVA) aufbürden möchte.

Schulauton­omiepaket Dieses wurde parallel zu Sebastian Kurz’ Neuwahlans­age ein paar Meter Luftlinie entfernt im Bildungsmi­nisterium verhandelt – und dann auf Eis gelegt. Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) appelliert­e aber an die ÖVP, die Reform „dringend durchzuzie­hen“, alles andere wäre „verantwort­ungslos“. Staatssekr­etär Harald Mahrer sagte, an der ÖVP werde es „ganz sicher nicht“scheitern. (nim, völ)

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Sonntagmit­tag konstatier­te Kanzler Kern: Kurz habe als ÖVP-Chef in spe „das Tischtuch zerschnitt­en“.

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