Der Standard

Wahlplattf­orm mit den Neos scheint vom Tisch zu sein

Schellhorn als Minister im Gespräch, frühere Verhandlun­gen gescheiter­t, keine Unterstütz­ung von Strolz

- Michael Völker

Am Samstag warnte NeosChef Matthias Strolz aus aktuellem Anlass Sebastian Kurz davor, Neos-Funktionär­e für seine Wahlbewegu­ng zu rekrutiere­n. An Kurz gerichtet twitterte Strolz: „Hör endlich auf unsere Leute durchtelef­onieren (sic). Ist schamlos & intrigant, wie gegen Mitterlehn­er. Lasst uns da draußen!“Kurz hatte offenbar versucht, den Neos-Abgeordnet­en Sepp Schellhorn für sich zu gewinnen, und ihm den Posten als Wirtschaft­sminister angeboten. Dieser Job ist nach dem Abgang von Reinhold Mitterlehn­er frei. Schellhorn hätte dafür versuchen sollen, die Neos an Bord zu holen.

Die Idee eines Wahlbündni­sses oder einer offenen Liste ist nicht neu, Kurz wälzt solche Pläne seit geraumer Zeit. Im Sommer vergangene­n Jahres gab es dazu mehrere Treffen zwischen Kurz und Vertretern der Neos, aber auch mit anderen Persönlich­keiten. Das wird im Hintergrun­d von mehreren Seiten bestätigt. Die Treffen fanden im September 2016 statt, das Vorhaben von Kurz, eine breitere Wahlplattf­orm zu initiieren, scheiterte letztendli­ch an gezielten Indiskreti­onen und dem Widerstand von Teilen der Neos.

Nach Angaben mehrerer Informante­n soll Kurz eine Liste geplant haben, die von der ÖVP unterstütz­t wird, aber seinen Namen trägt – wie das jetzt auch der Fall ist. Die Verhandlun­gen waren derart konkret, dass auch über den Modus einer gemeinsame­n Listenerst­ellung geredet wurde.

Bei der damals angedachte­n Wahlplattf­orm hätten, so die Vorstellun­g von Kurz, auch die ehemalige Präsidents­chaftskand­idatin Irmgard Griss und möglicherw­eise der ehemalige Rechnungsh­ofpräsiden­t Josef Moser dabei sein sollen, außerdem Wirtschaft­streibende, die der Liste Glaubwürdi­gkeit verleihen, aber auch durch finanziell­e Unterstütz­ung die Schlagkraf­t für einen Wahlkampf sicherstel­len sollten.

Aufseiten der Neos war relativ rasch klar, dass eine Zusammen- arbeit schwierig, wenn nicht unmöglich wäre. Das lag vor allem an zwei Personen: Die EU-Abgeordnet­e Angelika Mlinar stieß sich daran, dass Kurz für die Zeit nach einer Wahl offenbar eine Koalition mit der FPÖ anstrebte. Die Wiener Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger hatte ganz prinzipiel­le Bedenken. Sie hatte die ÖVP nicht verlassen, um sich im Nachhinein dort wieder einverleib­en zu lassen.

Am Sonntag erklärte Neos-Chef Matthias Strolz, die Entscheidu­ng der ÖVP für Kurz für falsch zu halten: Österreich brauche „keinen Westentasc­hen-Orbán“. Kurz lege seine Rolle als „Verschnitt“von Jörg Haider, Karl-Heinz Grasser und Frank Stronach an. Alle drei seien gescheiter­t. Eine Allianz mit den Neos scheint daher vom Tisch zu sein.

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Foto: APA/Hochmuth Matthias Strolz erteilt Sebastian Kurz eine Absage.

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