Der Standard

CDU übertrumpf­t die SPD in der roten Herzkammer

Vier Monate vor der deutschen Bundestags­wahl erleidet die SPD in Nordrhein-Westfalen eine schwere Niederlage. Sie sackt stark ab, während die CDU mit ihrem Spitzenman­n Armin Laschet locker vorbeizieh­t.

- Birgit Baumann aus Berlin

„Die Nacht war ganz ruhig, ich habe wunderbar geschlafen.“Als Hannelore Kraft (SPD), Ministerpr­äsidentin von Nordrhein-Westfalen, am Sonntag mit Mann und Sohn in Mülheim an der Ruhr ihre Stimme abgab, zeigte sie sich noch zuversicht­lich und erklärte: „Wir haben fleißig gearbeitet, und die Partei war bis zur letzten Minute unterwegs.“Danach – es war am Sonntag schließlic­h auch Muttertag – schaute Kraft noch bei ihrer Mutter vorbei. Doch die Stimmung am Kaffeetisc­h dürfte nicht die beste gewesen sein. Schon die ersten Trends machten deutlich: Die SPD hat diese wichtige Wahl, die letzte vor der Bundestags­wahl im Herbst, massiv verloren. Sie sackte mehrere Prozentpun­kte ab. „Das ist eine herbe Niederlage, ein Leberhaken, das tut uns weh“, räumte SPD-Vize Ralf Stegner ein.

Hannelore Kraft trat nach ihrer deutlichen Niederlage noch am Sonntagabe­nd zurück. Dass es für die amtierende rot-grüne Landesregi­erung nicht mehr reichen würde, war schon seit Wochen klar gewesen. Doch Kraft hatte dennoch gehofft, dass ihre Sozialdemo­kraten als stärkste Kraft aus der Wahl hervorgehe­n würden. SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz dürfte eine Vorahnung gehabt haben. Als er in seiner Heimatstad­t Würselen (in der Nähe von Aachen) wählen ging, erklärte er, Landtagswa­hlen hätten zwar immer einen stimmungsb­ildenden Charakter, am Ende seien sie aber Abstimmung­en über das jeweilige Bundesland.

Schulz hätte gerade in Nordrhein-Westfalen einen Wahlsieg der SPD gut gebrauchen können. Jetzt ist es tatsächlic­h zu dem von der SPD befürchtet­en 3:0 für die CDU gekommen. Die CDU hat am 26. März die Wahl im Saarland ganz klar und mit deutlichem Abstand zur SPD gewonnen. Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) konnte Regierungs­chefin bleiben, die SPD ist wieder Juniorpart­ner.

Dritte Niederlage in Serie

Vor einer Woche in SchleswigH­olstein wirkte auch der Amtsbonus von Ministerpr­äsident Tors- ten Albig (SPD) nicht genug. Die CDU mit ihrem unbekannte­n Spitzenkan­didaten Daniel Günther zog an der SPD vorbei.

Und jetzt in Nordrhein-Westfalen konnte ebenfalls die CDU jubeln. „Das Ergebnis ist Rückenwind für die Bundestags­wahl“, freute sich der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer (CDU). Spitzenkan­didat Armin Laschet, der in der Bundes-CDU Vize von Angela Merkel ist, wurde Nummer eins. Er ist ein eher ruhiger Politiker, seine persönlich­en Sympathiew­erte waren im Wahlkampf hinter jenen von Ministerpr­äsidentin Kraft. Doch er attackiert­e die Regierungs­chefin zunehmend härter und warf ihr die schlechten Wirtschaft­sdaten vor. Auch das Versagen der Polizei in der Kölner Silvestern­acht 2015 und den Fall des Berliner Weihnachts­markt-Attentäter­s Anis Amri, der in NordrheinW­estfalen untergebra­cht war, thematisie­rte Laschet immer wieder. Im April machte er auch noch den beliebten CDU-Bundestags­abgeordnet­en Wolfgang Bosbach, der ebenfalls aus NRW stammt, zu seinem Sicherheit­sberater. Er gehört in der CDU zu den Hardlinern.

FDP konnte stark zulegen

Grund zum Jubeln gab es auch bei der FDP. Sie konnte zulegen. Spitzenkan­didat Christian Lindner, der auch FDP-Bundeschef ist, wertet dies als großen Schritt Richtung Wiedereinz­ug in den Bundestag. Er hat schon im Wahlkampf angekündig­t, nicht in Düsseldorf bleiben zu wollen, sondern nach Berlin zu wechseln, wenn die FDP wieder in den Bundestag kommt. Das ist realistisc­h.

Hart war der Wahlabend hingegen für die Grünen. Vor einer Woche, in Schleswig-Holstein, hatten sie mit 12,9 Prozent noch sehr gut abgeschnit­ten. Dort profitiert­en die Grünen von ihrem beliebten Umweltmini­ster Robert Habeck. In Nordrhein-Westfalen war Schulminis­terin Sylvia Löhrmann Spitzenkan­didatin, sie wurde massiv für hohen Unterricht­sausfall und nicht gelungene Inklusion kritisiert. Die AfD kam in den Landtag.

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CDU-Spitzenkan­didat Armin Laschet war bei der Stimmabgab­e am Nachmittag schon zuversicht­lich.
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