Der Standard

Raketentes­t lässt Spannungen in Korea steigen

Fortschrit­te bei Technologi­e und Reichweite – USA wollen Strafe für Pjöngjang

- Manuel Escher

Pjöngjang/Wien – Zeit zur Erholung war Moon Jae-in nicht gegönnt. Nur drei Tage nach der Angelobung des neuen südkoreani­schen Präsidente­n stellte der kommunisti­sche Norden die neue Regierung in Seoul bereits auf die Probe. Nach dem neuen Raketentes­t des Nordens ließ das Blaue Haus, der Sitz des südkoreani­schen Staatschef­s, mitteilen, man beurteile das Handeln des Nordens als „leichtsinn­ige Provokatio­n“. Auch Japan verurteilt­e den Test. Das Weiße Haus in Washington rief dazu auf, dass die Verstöße Nordkoreas gegen UN-Resolution­en nicht weiter ohne Folge bleiben dürften. Die Regierung von Donald Trump fordert daher weitere harte Sanktionen.

In der Region ist man vor allem deshalb beunruhigt, weil Nordkorea weitere Fortschrit­te in der Technologi­e zu machen scheint. War beim jüngsten Testversuc­h vor einigen Wochen das Geschoss noch kurz nach dem Start explodiert, erreichte die Rakete diesmal nach Angaben aus Japan eine Höhe von 2000 Kilometern. Das ließe auf eine eher untypische Flugbahn schließen, da die Rakete nur rund 700 Kilometer von Nordkorea entfernt wieder ins Meer stürzte. Bei einem normaleren Abschusswi­nkel hätte sie nach Schätzunge­n von Militärexp­erten bis zu 4000 Kilometer überwinden können – bis zu den US- Basen in Guam sind es nur 3400 Kilometer. Auch soll das Geschoss über einen neuen Feststoffa­ntrieb verfügen, der es leichter macht, die Rakete mobil einzusetze­n – und schwerer, sie zu erkennen.

Dialog trotz Provokatio­nen

Der Test kommt für Moon zu einem denkbar ungünstige­n Zeitpunkt: Der neue Staatschef Südkoreas kommt aus dem linksliber­alen Lager, er hatte im Wahlkampf für Deeskalati­on geworben und trotz der verhärtete­n Fronten mit Nordkorea für den Beginn eines Dialoges argumentie­rt. Den Raketentes­t nannte ein Sprecher am Sonntag „sehr bedauerlic­h“. Der Präsident sei aber weiterhin der Meinung, „dass wir die Tür für einen Dialog mit Pjöngjang offenhalte­n sollen, aber dennoch entschiede­n gegen Nordkoreas Provokatio­nen vorgehen müssen, um uns nicht zu verkalkuli­eren“.

China, das wegen der Spannungen ohnehin alarmiert ist, rief in einer Reaktion zu Zurückhalt­ung auf. Eine Verschärfu­ng der Spannungen müsse unbedingt vermieden werden. Der Kreml sprach ebenfalls von „Sorge“über den Test, was den USA aber offenbar nicht reicht: Sie betonten in einem Pressestat­ement am Sonntag, dass „wohl auch Russland nicht erfreut darüber“sein könne, dass die Rakete so nahe am russischem Boden eingeschla­gen sei.

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Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un ist wieder großflächi­g in Südkoreas TV zu sehen. Sein Land testete erneut eine Rakete.

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