Moskauer protestieren für Plattenbauten
Stadt lässt 5000 Gebäude aus Nachkriegszeit abreißen – Wohnungseigner sind besorgt
Moskau – Die Bausubstanz der Moskauer Plattenbauten, die in der Nachkriegszeit errichtet wurden, ist schlecht. Schönheiten sind die fünf- oder siebenstöckigen industriell gefertigten Häuser auch keine. Trotzdem machen sich Bewohner derzeit für deren Erhalt stark: Da Bürgermeister Sergej Sobjanin den Abriss von fast 5000 dieser Gebäude plant, riefen Betroffene für Sonntag zu einer (genehmigten) Protestkundgebung im Stadtzentrum auf.
Zwar sollen die mehr als eine Million in den Bauten lebenden Menschen neuen Wohnraum erhalten, doch das forsche Vorgehen der Behörden trifft seit Wochen auf Widerstand, viele rechtliche und finanzielle Fragen sind ungeklärt. Mit den sogenannten Chruschtschowki, benannt nach dem damaligen Parteichef Nikita Chruschtschow, linderte die Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg die schlimmste Wohnungsnot. Durch die Privatisierung sind die Bewohner Eigentümer geworden. Viele fürchten nun, aus innenstadtnahen, grünen Vierteln in Hochhausviertel am Rand Moskaus umgesiedelt zu werden.
Die Stadt argumentiert, dass die neuen Wohnungen größer, besser und billiger werden. Das milliardenschwere Programm soll der Moskauer Bauwirtschaft neuen Auftrieb geben. Präsident Wladimir Putin hat die Pläne zwar begrüßt. Doch die große soziale Unruhe in Moskau, die Sobjanin ausgelöst hat, kommt für den Kreml höchst ungelegen, da im März 2018 in Russland die nächste Präsidentenwahl bevorsteht. (dpa)