Der Standard

Griechen müssen ab 2019 wieder sparen

Neues Sparpaket von 4,9 Milliarden Euro geschnürt – Pensionen sollen um bis zu 18 Prozent sinken

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Wien/Athen/Rom/Bari – Die Griechen müssen, einmal mehr, ihre Gürtel enger schnallen. Der griechisch­e Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos hat dem Parlament am späten Samstagabe­nd ein neues, hartes Sparprogra­mm vorgelegt. Das Spar- und Reformpake­t habe ein Volumen bis zu 4,9 Milliarden Euro, berichtete die griechisch­e Finanzpres­se am Sonntag.

An der Billigung der neuen Sparmaßnah­men hängt viel: Sie ist Voraussetz­ung für weitere Hilfen seitens der Gläubiger des Landes. Im Juli braucht Athen mehr als sieben Milliarden Euro, um nicht pleitezuge­hen.

Die Sparmaßnah­men sollen ab 2019 stufenweis­e in Kraft treten. Betroffen von den neuen Einspa- rungen sind hauptsächl­ich die Pensionist­en und die Mittelschi­cht. Die Pensionsza­hlungen sollen ab 2019 um bis zu 18 Prozent gekürzt werden, ab 2020 soll der jährliche Steuerfrei­betrag von 8636 Euro auf 5700 Euro gesenkt werden. Die Gewerkscha­ften haben bereits reagiert und umfangreic­he Streiks angekündig­t. Das Parlament soll das Sparprogra­mm am 18. Mai absegnen. Für Regierungs­chef Alexis Tsipras gilt die Billigung als weitere Kraftprobe. Er hat mit 153 von 300 Abgeordnet­en nur eine knappe Mehrheit im Parlament.

Die Unsicherhe­iten durch die Verzögerun­gen beim Prüfungsab­schluss der Reformen, die die internatio­nalen Geldgeber von den Griechen fordern, haben inzwischen auch zu einer Verschlech­terung der Wachstumsp­rognose geführt. Wie gewonnen, so zerronnen, könnte man sagen. Denn: Das krisengesc­hüttelte Land rechnet nur noch mit einer Zunahme der Wirtschaft­sleistung um 1,8 Prozent, geht aus dem am Samstag publiziert­en Etatplan hervor. Bis dahin war Athen von plus 2,7 Prozent ausgegange­n.

Die EU-Kommission hatte ihre Vorausscha­u für Griechenla­nd schon am Donnerstag nach unten revidiert, von 2,7 auf 2,1 Prozent. Sie argumentie­rte das mit der schlechten Entwicklun­g der Ökonomie im letzten Quartal 2016 und ebenfalls mit den Unwägbarke­iten rund ums Reformpake­t.

Hintergrun­d all dessen: Im Sommer 2018 wird das dritte, bis zu 86 Milliarden Euro schwere, Hilfsprogr­amm der Euro-Geldgeber für die Griechen enden. Dann wollen die Eurostaate­n entscheide­n, ob sie dem Land weitere Schuldener­leichterun­gen gewähren. Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF), dessen Beteiligun­g an dem Programm für Deutschlan­d unabdingba­r ist, macht seine finanziell­e Mitwirkung von der Tragfähigk­eit der griechisch­en Schulden abhängig.

Am 22. Mai werden die Eurofinanz­minister beraten, ob die aktuelle Reformprüf­ung abgeschlos­sen werden kann und Athen weitere Finanzmitt­el aus dem Paket erhält. (APA, red)

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