Der Standard

Willkommen in der Zukunft

- Fabian Schmid

Es war eine Frage der Zeit: Seit Jahren ist klar, dass ein massiver Cyberangri­ff dutzende Organisati­onen weltweit lahmlegen kann. Am Freitag ist dies nun in einem laut Europol „noch nie da gewesenen Ausmaß“passiert. Der gefährlich­e, aber relativ simple Wurm traf so unterschie­dliche Ziele wie Krankenhäu­ser, Fabriken von Autobauer Renault oder das russische Innenminis­terium. Ihnen ist gemein, dass sie alte, nicht aktualisie­rte Versionen von Microsofts Betriebssy­stem Windows im Einsatz hatten. Deren Lücken waren schon seit März bekannt, als Hacker geheime Angriffswa­ffen der NSA ins Netz stellten.

Daraus lassen sich drei Lehren ableiten. Erstens: Auch große Konzerne und wichtige Institutio­nen sind – trotz zahlreiche­r Warnungen – darin säumig, aktuelle Upgrades einzuspiel­en, um bekannte Lücken zu schließen.

Zweitens: Das liegt auch an den Softwarehe­rstellern. Medizinisc­hes Equipment kann etwa nicht „einfach so“aktualisie­rt werden, da andere Softwarepr­ogramme und komplexe Systeme daran angeschlos­sen sind. Hier müssen ITKonzerne nachbesser­n und vereinfach­en.

Drittens: Die Angriffswa­ffen stammen aus dem Repertoire der NSA. Ein Geheimdien­st hat wieder einmal lieber Lücken ausgenutzt, als diese zu melden. Über ein euphemisti­sch „aktive Verteidigu­ng“genanntes Horten von Lücken denkt auch das österreich­ische Heer nach. Dem muss politisch ein Riegel vorgeschob­en werden.

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