Der Standard

Gegenseiti­ge Wertschätz­ung

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Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán freut sich in einem Gratulatio­nsbrief an Sebastian Kurz auf eine „Zusammenar­beit mit der erneuerten Volksparte­i“. Orbán bedankt sich auch für die Unterstütz­ung durch Kurz, die dieser Ungarn habe angedeihen lassen: auf der Grundlage der „geschichtl­ichen Freundscha­ft zwischen unseren Völkern und unseren gemeinsame­n christlich­en Werten“.

Die Wertschätz­ung ist gegenseiti­g. Sebastian Kurz sagte kürzlich in einem Interview mit der Süddeutsch­en Zeitung: „Wenn wir über die Sicherung der EU-Außengrenz­en reden, dann sind Orbán und die osteuropäi­schen Staaten federführe­nd dabei. Hören wir auf mit der Trennung in Gut und Böse und der moralische­n Überlegenh­eit. In der Flüchtling­sfrage war der Weg, der von Deutschlan­d (...) vorgegeben wurde, absolut der falsche.“

Die Sache mit der „moralische­n Überlegenh­eit“, die man nicht gegenüber Orbán und Co zeigen solle, ist gelinde gesagt missverstä­ndlich. Orbán ist ein schwer autoritäre­r Typ, der sich für die „illiberale Demokratie“als Modell nicht nur für Ungarn, sondern die ganze EU ausgesproc­hen hat.

Fragt sich, ob man es als österreich­ischer Spitzenpol­itiker eher mit Orbán halten soll oder mit Angela Merkels CDU und Emmanuel Macron, die soeben mit klarem Pro-EU-Kurs und einer unhysteris­chen Flüchtling­spolitik Wahlerfolg­e erzielt haben.

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