Der Standard

Ein kleines Regierungs­karussell

In der ÖVP-Riege sind zwei Posten nachzubese­tzen, dafür gibt es mehrere Varianten

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Vorläufig macht Reinhold Mitterlehn­er auf Ersuchen von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen als Vizekanzle­r und Wirtschaft­sminister weiter, bis der neue geschäftsf­ührende ÖVP-Obmann Sebastian Kurz seine Entscheidu­ng getroffen hat, wer den Posten des Vizekanzle­rs und wer den Posten des Wirtschaft­sministers übernehmen soll. Als Vizekanzle­r sind zwei Personen aus dem Kreis der jetzigen Regierungs­mitglieder im Gespräch: Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling und Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er.

Dass Kurz selbst den Vizekanzle­r macht, wie von Bundeskanz­ler Christian Kern vorgeschla­gen oder gefordert, ist eher unwahrsche­inlich. Kurz will mit Kanzler Kern so wenig wie möglich zu tun haben und Auftritte an seiner Seite eher meiden. Die SPÖ kritisiert, dass sich Kurz nicht in die Pflicht nehmen lässt.

Schelling als Vizekanzle­r erschiene logisch, da beim Finanz- minister praktisch alle Regierungs­vorhaben zusammenla­ufen: Er muss die Finanzierb­arkeit prüfen und letztlich seine Zustimmung geben. Schelling sei auch gerne bereit, den Posten des Vizekanzle­rs zu übernehmen. Dagegen sprechen könnte, dass Kurz Schelling im praktisch schon angelaufen­en Wahlkampf braucht und den Finanzmini­ster als eine der Speerspitz­en gegen die SPÖ in Stellung bringen möchte. Das verträgt sich nur bedingt mit der Rolle des Vizekanzle­rs.

Kaum verankert

Daher ist auch Justizmini­ster Brandstett­er als Vizekanzle­r eine Möglichkei­t. Da Brandstett­er kaum in der ÖVP verankert ist, wird er im Wahlkampf keine große Rolle spielen.

Ein Schreckens­szenario für die SPÖ wäre Innenminis­ter Wolfgang Sobotka als Vizekanzle­r, allerdings erscheint es unwahrsche­inlich, dass Kurz mit dieser so offensicht­lichen Provokatio­n den Kanzler noch einmal vor den Kopf stoßen könnte.

Auch für den Posten im Wirtschaft­s- und Wissenscha­ftsministe­rium gibt es mehrere Varianten: Eine ist, dass Sebastian Kurz jemanden Neuen in die Regierung holt. Genannt wird die EU-Abgeordnet­e Elisabeth Köstinger, die allerdings eher für das Landwirtsc­haftsresso­rt als für Wirtschaft­sressort infrage käme. Bereits früher soll noch Mitterlehn­er versucht haben, den derzeitige­n Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r abzulösen, was am Widerstand von Bauernbund-Obmann Jakob Auer gescheiter­t sei.

Logischer erscheint, dass Staatssekr­etär Harald Mahrer aufrückt und den Ministerpo­sten von Mitterlehn­er übernimmt, immerhin wäre er in die Materie des Ressorts bereits eingearbei­tet. In diesem Fall könnte ihm der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel, ein enger Vertrauter von Kurz, als neuer Staatssekr­etär in der Regierung nachfolgen. (red)

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