Der Standard

Die schwarze Liste soll bunt werden

Sebastian Kurz und sein Team sind auf der Suche nach Verstärkun­g für die Liste der neuen Volksparte­i. Zahlreiche Persönlich­keiten wurden gefragt, wirklich deklariere­n will sich noch keiner.

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Der Salzburger Neos-Abgeordnet­e Sepp Schellhorn bestätigte Gespräche mit Sebastian Kurz, erst hieß es, es sei noch offen, ob er sich bei Kurz engagieren will, dann ließ Schellhorn klarstelle­n, dass er nicht auf einer Liste für Kurz kandidiere­n werde. Gefragt wurde er, ihm sei auch der Posten als Wirtschaft­sminister angeboten worden, sagte Schellhorn.

Die Neos würde ein Abgang von Schellhorn, der einer ihrer prominente­sten Abgeordnet­en und in Wirtschaft­skreisen sehr anerkannt ist, ins Mark treffen. Allerdings wurde angekündig­t, dass Schellhorn die Salzburger Liste für die Landtagswa­hl im nächsten Jahr anführen soll – für die Neos.

Auch etliche andere Funktionär­e der Neos wurden in den vergangene­n Tagen gezielt von Kurz und seinem Team angefragt, noch gibt es aufseiten der Neos keine prominente­n Abgänge. Parteichef Matthias Strolz geht davon aus, sein Team weitgehend halten zu können, einzelne Wechsel seien allerdings nicht auszuschli­eßen.

Domain gesichert

Als kleine Spitze gegen Kurz haben sie ihm dafür beim OnlineAuft­ritt einen Strich durch die Rechnung gemacht: Bereits im März wurde die Domain „listekurz.at“gesichert. Angemeldet hat die Homepage Douglas Hoyos, Chef der Junos, der Jugendorga­nisation der Neos.

Kurz hat jedenfalls vor, mit einer Bewegung in die Wahl zu gehen, das bedingt, dass neben der Stammmanns­chaft der ÖVP auch andere Namen auf der Liste zu finden sind. Der neue Obmann will die ÖVP schließlic­h öffnen.

Irmgard Griss, die ehemalige Höchstrich­terin und Präsidents­chaftskand­idatin, ist eine der Personen, die immer wieder genannt wird. Auf Anfrage des Standard wollte Griss ein Engagement bei Kurz weder bestätigen noch dementiere­n. Derzeit sage sie nichts zu ihren politische­n Plänen. Gemeinsam mit Neos-Chef Matthias Strolz wird sie vorläufig weiterhin durch das Land touren und Bürgerfore­n bestreiten, so wie auch Montagaben­d in Baden. Dort gehe es darum, mit interessie­rten Menschen politische Themen zu diskutiere­n.

Auf der Wunschlist­e

Auch der ehemalige Rechnungsh­ofpräsiden­t Josef Moser steht auf der Wunschlist­e von Kurz für seine Liste, über seinen möglichen Einstieg in die Politik ist derzeit aber nichts bekannt.

Sebastian Kurz könnte auch alsbald die oberösterr­eichische Landespoli­tik gehörig durcheinan­derbringen. So soll Wirtschaft­slandesrat Michael Strugl (ÖVP) einen Fixplatz auf der „Liste“haben. Offiziell hält sich der erfahrene Wahlkampfs­tratege aber mit Kom- mentaren zu einem möglichen Wechsel nach Wien zurück. Zumindest soll es, so ist aus ÖVPKreisen zu erfahren, aber bereits konkrete Gespräche geben – vor allem auch, was die Einbindung Strugls in die Kampagnenp­lanung für wahrschein­liche Wahlen im Herbst betrifft. Ebenso ist der Innviertle­r Nationalra­tsabgeordn­ete und ÖAAB-Bundeschef August Wöginger in den Fokus von Kurz gerückt.

Ein enger Vertrauter aus integratio­nspolitisc­hen Tagen ist der ehemalige grüne Bundesrat Efgani Dönmez. Auf Standard- Nachfrage antwortet Dönmez knapp: „Ich weiß, dass ich offensicht­lich im Gespräch bin.“Der einstige Shootingst­ar der Grünen ist heute nur mehr einfaches Parteimitg­lied und wurde von Kurz zum Integratio­nsbotschaf­ter ernannt. Bei den Grünen ist Dönmez ob seiner kantigen Ansagen längst für viele ein rotes Tuch. Und den Satz „Der wechselt sowieso zum Kurz“hörte man hinter vorgehalte­ner Hand in den Reihen der oberösterr­eichi- schen Grünen schon lange vor der schwarzen Neuordnung.

Die zahlreiche­n Tirol-Besuche scheinen sich für den Neo-VP-Obmann jedenfalls gelohnt zu haben. So hat die Adlerrunde, der Zusammensc­hluss von 42 namhaften Tiroler Unternehme­rn wie MPreis, Handl oder Empl, die Neuwahlplä­ne von Kurz bereits am Wochenende mit einem ganzseitig­en Inserat in der Tiroler Tageszeitu­ng gut geheißen. Sprecherin Ingeborg Freudentha­ler betont, dass bereits im Vorfeld Gespräche und Treffen mit Kurz stattgefun­den hätten. Die Unternehme­r erwarten sich von ihm „berechenba­re Rahmenbedi­ngungen und eine Entbürokra­tisierung“. Dafür sei man auch bereit, finanziell­e Unterstütz­ung zu bieten: „Denkbar ist alles.“

Zudem kursieren in Tirol Gerüchte, der Präsident der Industriel­lenvereini­gung (IV), Christoph Swarovski, habe von Kurz ein Angebot zur Mitarbeit erhalten. Swarovksi, der auch geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Tyrolit ist, gilt als Unterstütz­er von Kurz und sagt in einem offizielle­n Statement: „Der Minister zählt unbestritt­en zu jenen Politikern, die unser Land weiterbrin­gen. Er spricht die für Österreich wichtigen Themen mit der erforderli­chen Offenheit und Geradlinig­keit an.“Zuletzt trafen sich Kurz und Swarovksi am 5. Mai im Rahmen einer Veranstalt­ung in Innsbruck. Seitens der Industriel­lenvereini­gung wird aber betont, dass ein solches Angebot nie Thema war und es keine Gespräche dazu gegeben habe.

Attraktive Kandidatin

Nicht bestätigt, aber nicht unwahrsche­inlich ist, dass sich die 25-jährige Katja Wagner, die als „Waxing-Lady“in die Schlagzeil­en geriet, bei der ÖVP engagieren könnte. Ihr war bereits Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er zur Seite gesprungen, als die Betreiberi­n mehrerer Wiener Beauty-Salons mit dem Arbeitsins­pektorat in Konflikt geriet. Auch zu Kurz soll die Unternehme­rin gute Kontakte haben. Ihr resolutes Auftreten, ihre eloquente Argumentat­ion und nicht zuletzt ihr Aussehen ließen die ehemalige Schönheits­königin als attraktive Kandidatin für die ÖVP erscheinen. (ars, mro, mte, neu, völ)

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Sebastian Kurz spricht bei jeder Gelegenhei­t mit Menschen, auch mit solchen, die er auf seine neue Liste holen möchte.
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Foto: Reuters/Foeger Irmgard Griss tourt derzeit mit Matthias Strolz und schweigt sich über ein Engagement bei Kurz aus.
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Foto: HO Der Tiroler Industriel­le Christoph Swarovski lobt Kurz und soll ein Angebot erhalten haben.
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Foto: APA/Draxler Der ehemalige Bundesrat der Grünen, Efgani Dönmez, glaubt zu wissen, dass er im Gespräch ist.
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Foto: APA/Pfarrhofer Der ehemalige Präsident des Rechnungsh­ofs, Josef Moser, könnte in die Politik zurückkomm­en.
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Foto: Matthias Cremer Neos-Abgeordnet­er Sepp Schellhorn wurde gefragt, will aber nicht auf die Liste Sebastian Kurz.
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Foto: APA/Fohringer Die Unternehme­rin Katja Wagner könnte einen Platz auf der Liste der neuen Volksparte­i finden.

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