Der Standard

Der Weg zur Neuwahl Wie sich die anderen Parteien für den Wahlkampf rüsten

FPÖ setzt auf volle Attacke gegen Kern und Kurz Grüne drohen im Wahlkampf unterzugeh­en Bestandspr­obe für Pink: Es wird komplizier­t

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Ab sofort fluten die Freiheitli­chen mit 500.000 Foldern das Wahlvolk, parallel dazu schalten sie serienmäßi­g Inserate und affichiere­n ihre ersten Plakate. Ihre kurze Kernbotsch­aft gegen die Konkurrenz lautet: „Auf ihn kann Österreich immer zählen ...“Gemeint ist der FPÖ-Chef, der sich seit 2005 an der blauen Spitze hält – während die SPÖ in derselben Zeit drei Vorsitzend­e und die ÖVP fünf Obmänner verschliss­en habe, wie Heinz-Christian Strache selbst am Montag vorrechnet­e.

Dazu gaben er und Generalsek­retär Herbert Kickl, bisher stets berüchtigt­er Wahlkampfm­anager der FPÖ, einen Vorgeschma­ck, wie sie den Dreikampf um die nächste Kanzlersch­aft anlegen: Vor allem mit harten Attacken gegen SPÖ-Chef Christian Kern und Sebastian Kurz, nun Listenerst­er der „neuen Volksparte­i“, weil beide in der Flüchtling­skrise beziehungs­weise bei der Integratio­n von Migranten versagt hätten.

Wie „eine Schleppero­rganisatio­n“habe sich Rot-Schwarz angesichts des Andrangs der Asylwerber geriert, donnerte Strache, und: Kern habe damals als ÖBB-Chef „die Transfers durchgefüh­rt“. Kurz wiederum habe als Integratio­nsminister im Vorjahr noch eine Obergrenze von 37.500 Asylanträg­en goutiert – und zwar für „vorwiegend muslimisch­e Männer“, Familienna­chzug noch nicht inkludiert. Straches Fazit: Nur die FPÖ stehe für „Stabilität, Verlässlic­hkeit und Kontinuitä­t“. (nw)

Die Grünen werden von den vorgezogen­en Neuwahlen am falschen Fuß erwischt. Die Turbulenze­n um den Ausschluss der eigenen Jugendorga­nisation sind längst noch nicht überwunden und haben am Image der Partei schwer gekratzt. Auch die innerparte­iliche Debatte um das Hochhauspr­ojekt am Heumarkt hat vor allem der Wiener Landespart­ei schwer zugesetzt und ist noch nicht ausgestand­en. Zudem kommt den Grünen mit dem vorzeitige­n Ende des Untersuchu­ngsausschu­sses zur Eurofighte­r-Anschaffun­g ein wichtiges Thema abhanden, das jedenfalls dem Abgeordnet­en Peter Pilz eine Plattform mit viel Potenzial für mediale Präsenz geboten hätte.

Im Kampf Christian Kern gegen Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache drohen die Grünen völlig aufgeriebe­n zu werden, vor allem wenn es der SPÖ gelingt, das links-grüne Lager noch einmal gegen Schwarz-Blau zu mobilisier­en. Das deutet sich bereits in Umfragen an. Die Umfragen zeigen auch eines sehr deutlich: Mit Eva Glawischni­g haben die Grünen eine Spitzenkan­didatin, die ungewöhnli­ch schlechte persönlich­e Werte aufweist und kaum noch Zugkraft hat. Allerdings ist Glawischni­g auch die einzige Frau an der Spitze der Partei, daher will sie dezidiert gegen „Macho-Wahlkampf“auftreten. Sie argumentie­rt, eine Stimme für Kern als Kanzler sei eine Stimme für RotBlau. (völ)

Bei der Nationalra­tswahl 2013 war das Markenzeic­hen der Neos, neu zu sein und frischen Wind in die Politik zu bringen. Vier Jahre später sind die Pinken bereits in der parlamenta­rischen Realität angekommen, das politische Start-up, als das sie sich gerne verkaufen, schaut neben der Liste Kurz alt aus – der Außenminis­ter betreibt nun das Projekt, das wegen seines neuen Anstrichs am meisten Aufmerksam­keit bekommt.

Doch Parteichef Matthias Strolz gibt sich gewohnt optimistis­ch, seine Devise lautet, zweistelli­g zu werden. Allerdings dürfte es für die Pinken schwierig werden, in einem auf Persönlich­keiten zugespitzt­en Aufmerksam­keitskampf zwischen Kern, Kurz und Strache nicht zu zerbröseln und auch Profil zu zeigen.

Mit Niko Alm hat ein bekanntes Gesicht die Partei (freiwillig) verlassen. Die fünf Prozent, die sie beim letzten Mal erreicht haben, sind kein Polster, auf dem sie sich ausruhen können. Ihre Themen Europa, Pensionen und liberale Wirtschaft­spolitik sind nicht unbedingt breitenwir­ksam. Jene Forderunge­n wie Schulauton­omie oder Bürokratie­abbau, die viel Zuspruch erhalten haben, wurden von der Regierung volley aufgenomme­n und auf ihre Weise interpreti­ert. Das kann als Impuls für die Regierungs­politik verstanden werden, bedeutet aber auch, dass andere ihre Vorschläge als ihre eigenen Ideen verkaufen. (mte)

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