Der Standard

Spaniens Sozialiste­n: Basis versus Apparat

Drei Kandidaten für Chefposten, aber nur Díaz und Sánchez haben Siegeschan­cen

- Reiner Wandler aus Madrid

Die Botschaft aller drei Kandidaten um das Amt des Generalsek­retärs bei Spaniens Sozialiste­n (PSOE) ist: „Entweder ich oder das Chaos.“Die andalusisc­he Ministerpr­äsidentin Susana Díaz, der ehemalige Generalsek­retär Pedro Sánchez und der einstige baskische Ministerpr­äsident Patxi López warnten bei der einzigen Debatte im Vorfeld der Urwahlen am Sonntag, nur mit ihm oder ihr werde man den konservati­ven Partido Popular (PP) von Ministerpr­äsident Mariano Rajoy bezwingen.

Dies wird aber nicht einfach. Denn der PSOE steckt in einer tiefen Krise. In nur sechs Jahren hat die Partei, die zunächst mit Felipe González und später mit José Luis Rodríguez Zapatero regierte, die Hälfte der Stimmen verloren.

„Alternativ­e zur Rechten“wollen alle drei sein, mit einem „grundsätzl­ich anderen Wirtschaft­s- und Sozialmode­ll“. Genau hier liegt das Problem, denn die Kürzungen und Sparprogra­mme begannen in den letzten Jahren des PSOE unter Zapatero. Die Folge war das Entstehen der „Bewegung der Empörten“. Jetzt, am 15. Mai, jährte sich der Tag, an dem nach einer Großdemo plötzlich überall in Spanien Plätze besetzt wurden, zum sechsten Mal. Teile der „Bewegung 15M“gründeten 2014 Podemos und gaben enttäuscht­en PSOE-Wählern eine neue Heimat.

Der letzte Sündenfall des PSOE fand vergangene­n Herbst statt. Die Sozialiste­n enthielten sich im Parlament der Stimme und machten so eine erneute konservati­ve Regierung Rajoy möglich. Sánchez, damals Generalsek­retär, war dagegen und wurde von einem Kleinen Parteitag im Oktober überstimmt und trat zurück. Drahtziehe­rin war Susana Díaz. Die Basis verzeiht ihr das nicht, während der gestürzte Sánchez trotz seiner zwei schweren Wahlnieder­lagen zuvor über Nacht zum Liebling der Basis wurde.

Als „eine schmerzhaf­te Entscheidu­ng im Dienste Spaniens“verteidigt Díaz die Tolerierun­g des PP. Sie genoss und genießt die Unterstütz­ung des gesamten Parteiappa­rats und der Altvordere­n wie González und Zapatero.

Dennoch hat Sánchez gute Chancen zu gewinnen. Díaz sammelte etwas mehr als 62.000 Unterstütz­ungserklär­ungen, doch Sánchez bekam ohne Parteiappa­rat nur knapp 6000 weniger. López musste sich mit 12.000 zufriedeng­eben. Viele Sozialiste­n sehen in dessen Kandidatur einen Schachzug des Parteiappa­rats, um diejenigen zu spalten, die Díaz ablehnen. Insgesamt sind 187.949 PSOE-Mitglieder wahlberech­tigt.

US-Banken besorgt

Ginge es nicht nach den Mitglieder­n, sondern nach denen, die noch immer PSOE wählen, wäre die Entscheidu­ng klar. Laut einer Umfrage von El Mundo wollen 52 Prozent einen Generalsek­retär Sánchez, nur 27,1 Prozent vertrauen auf Díaz.

Die US-Banken JP Morgan und Bank of America warnen indes vor einem Sieg von Sánchez: Das könnte zu erneuten vorgezogen­en Parlaments­wahlen führen. Díaz hingegen würde für Stabilität und „für Kontinuitä­t der aktuellen Regierung“sorgen.

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Foto: AFP / Javier Soranio / Rafa Rivas López, Díaz, Sánchez (v. o.): drei Kandidaten, ein Ziel.

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