Der Standard

Geburt – ganz natürlich

Fraueninit­iative für Alternativ­en zur Krankenhau­sgeburt

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Bregenz – Geburtskul­tur a-z nennt sich eine neue Initiative in Vorarlberg. Sechs Fachfrauen aus den Bereichen Geburtshil­fe, Psychologi­e und Kultur haben sich zu einer Interessen­gemeinscha­ft zusammenge­schlossen, die Bewusstsei­n für die Wichtigkei­t einer achtsamen Geburt schaffen will.

„Schwangers­chaft und Geburt als natürliche Lebenserei­gnisse ins Zentrum der Gesellscha­ft zu holen“, nennt Projektlei­terin Brigitta Soraperra als Hauptanlie­gen. Das für Kind und Eltern prägende Ereignis soll sicher, angstfrei, und als stärkende Erfahrunge­n wahrgenomm­en werden können.

Geburtshil­fe konzentrie­rt sich in Vorarlberg auf die drei Landeskran­kenhäuser Bregenz, Bludenz und Feldkirch sowie das Stadtspita­l Dornbirn. Geburtshäu­ser wie in anderen Bundesländ­ern gibt es keine, damit fehle den Vorarlberg­er Frauen die Wahlmöglic­hkeit, kritisiert Geburtskul­tur a-z.

Das war nicht immer so. 1986 erreichte eine Volksabsti­mmung die Weiterführ­ung und Sanierung der Lustenauer Entbindung­sstation. 2001 musste sie aber endgültig geschlosse­n werden. „Nicht wirtschaft­lich“, lautete die Begründung. Zudem manifestie­rte sich auch in Vorarlberg der Trend zur geplanten Krankenhau­sgeburt. Heute sind fast 30 Prozent der Geburten Kaiserschn­ittentbind­ungen.

Hausgeburt­en sind in Vorarlberg ein Minderheit­enprogramm. Es fehlt an niedergela­ssenen Hebammen. Nur zwei Hebammen bieten die Möglichkei­t der Hausgeburt an und sind gänzlich ausgelaste­t. Wer es sich leisten kann, weicht in die Nachbarlän­der aus, holt sich von dort eine Hebamme, muss dafür aber privat bezahlen.

Schon in der Schwangers­chaft Kontakt und Vertrauen zur Hebamme, die dann auch bei der Geburt betreut, aufzubauen, ist in Vorarlberg im Gegensatz zu anderen (Bundes-)Ländern nicht möglich, zeigt die Initiative auf. Ebenso fehle das Angebot der Nachsorge durch Hebammen. Nachbetreu­ung bleibt den niedergela­ssenen Ärzten und Ärztinnen überlassen. Dass Schwangers­chaft, Geburtshil­fe und Geburt auch anders möglich ist, sollen Veranstalt­ungen mit internatio­nalen Vortragend­en aufzeigen. (jub) Mittwoch, 17. Mai um 19.00 Uhr, Vorarlberg-Museum, Bregenz: Ingeborg Stadelmann, Autorin und Hebamme: „Die erste Berührung mit der Welt – von Geburt und Vertrauen“

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