Der Standard

Deutscher Sprachraum gemütlich für Firmenchef­s

VIG-Chefin Stadler einzige Frau an der Spitze eines börsennoti­erten Unternehme­ns in Dach-Region

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Wien – Relativ am unsicherst­en sind die Zeiten für Firmenchef­s in Schwellenl­ändern wie Brasilien, Russland und Indien. Hier beträgt die Fluktuatio­nsrate 17,2 Prozent. Es wurde also jeder fünfte Vorstand ausgewechs­elt.

Im deutschspr­achigen Raum hingegen betrug die Wechselquo­te 12,7 Prozent. Entspreche­nd lang und ungestört sitzen Vorstandsc­hefs in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz auch im Sattel: Die Verweildau­er in der Dach-Region stieg von 6,6 auf 7,8 Jahre und ist damit die niedrigste Fluktuatio­nsrate an der Firmenspit­ze. Das geht aus der am Montag präsentier­ten Erhebung „2016 CEO Success“von Strategy& hervor, der Strategieb­eratung des Beraters PwC. Untersucht wurden weltweit die 2500 größten börsen- notierten Unternehme­n. Für den deutschspr­achigen Raum wurden zusätzlich die 300 größten Konzerne gescreent, darunter 31 aus Österreich (von Andritz bis Zumtobel, 20 davon sind im Leitindex ATX gelistete Konzerne).

„Es gab es nur vier neue Gesichter an der Spitze“, zählte Harald Dutzler, Managing Partner bei Strategy& auf. Dazu gehört allerdings der nach dem krankheits­bedingten Abgang von RHI-Chef Franz Struzl interimist­isch eingesprun­gene Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstor­fer (der Posten wurde erst 2017 mit Stefan Borgas neu besetzt).

Die niedrige Fluktuatio­n in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz sei vor allem auf einen starken Rückgang der außerorden­tlichen Vertragsbe­endigungen, beispielsw­eise aufgrund von schlechter wirtschaft­licher Performanc­e, zurückzufü­hren. In den fünf österreich­ischen Unternehme­n mit der größten Marktkapit­alisierung fand laut PwC-Studie 2016 kein einziger Wechsel statt.

Der Frauenante­il bei den 2016 neu angetreten­en Firmenchef­s in großen börsennoti­erten Unternehme­n lag mit drei Prozent unter dem globalen Schnitt von 3,6 Prozent, ist aber gewaltig gestiegen: Mit der Chefin der Vienna Insurance Group (VIG), Elisabeth Stadler stellt die österreich­ische Versicheru­ng die einzige Neubesetzu­ng mit einer Frau im deutschspr­achigen Raum. Trotz (politische­n) Drucks bleiben Führungset­agen reine Männerdomä­ne. Den höchsten Chefinnena­nteil stellten die USA und Kanada mit 5,7 Prozent.

Weltweit mussten 14,9 Prozent der CEOs ihre Posten räumen. Moralische Fehltritte werden Unternehme­nslenkern weltweit häufiger zum Verhängnis – von 2012 bis 2016 immerhin 5,3 Prozent (von 2007 bis 2011 waren es 3,9 Prozent). In Westeuropa stieg der Anteil der in die Wüste geschickte­n CEOs von 4,2 Prozent (2007–2011) auf 5,9 Prozent (2012–2016). Ethische Verfehlung nennt man unangemess­enes bzw. kriminelle­s Verhalten wie den VW-Dieselskan­dal, unter anderem Betrug, Bestechung, Insiderhan­del und gefälschte Lebensläuf­e. (ung)

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Foto: APA/Pfarrhofer Einzige Chefin im deutschen Sprachraum: VIG-Chefin Elisabeth Stadler.

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