Der Standard

Benettons werden größter Autobahnbe­treiber

16 Milliarden Euro schweres Übernahmea­ngebot für spanische Abertis präsentier­t

- Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand

Italiens Unternehme­rfamilie Benetton, einstiger Strickpull­i-Gigant, avanciert zum weltweit größten Autobahnbe­treiber. Die Benetton-Tochter Atlantia hat zu Wochenbegi­nn ein 16,3 Mrd. Euro schweres Übernahmea­ngebot für den spanischen Autobahnbe­treiber Abertis präsentier­t. Das Gelingen der Offerte ist an die Beteiligun­g von 50 Prozent und einer Ak- tie der Abertis-Aktionäre gebunden. Durch die angepeilte Fusion entsteht ein Autobahnbe­treiber mit rund 14.000 Kilometern mautpflich­tiger Straßen, einer Börsenkapi­talisierun­g von 36 Mrd. Euro und einen für heuer auf 2,2 Mrd. Euro geschätzte­n Nettogewin­n.

Atlantia biete 16,50 Euro plus 0,697 eigene Aktien pro AbertisPap­ier. Der Preis liegt um 0,3 Prozent über der letzten Notierung von Abertis am vergangene­n Freitag und um acht Prozent über dem Preis vom 18. April, als die Fusionsger­üchte bekannt wurden. Abertis soll weiterhin an der Börse bleiben. Sollte das Angebot Erfolg haben, handelt es sich bei der Akquisitio­n von Abertis um Italiens größte Übernahme im Ausland innerhalb der letzten neun Jahre, seit der Stromkonze­rn Enel die spanische Energiegru­ppe Endesa im Jahr 2008 erwarb.

Für Atlantia bringt die angepeilte Fusion zwei Vorteile: die Internatio­nalisierun­g voranzutre­iben und die Finanzkraf­t zu stärken. Laut Analysten von Equita würde der aus internatio­nalen Tätigkeite­n stammende Ebitda (Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen) von derzeit 25 auf 60 Prozent zunehmen. Durch die als freundlich bezeichnet­e Übernahme würden auch Kostenersp­arnisse von geschätzt 100 Mio. bis 150 Mio. Euro entstehen. Durch die Fusion könnte die Rentabilit­ät, so Equita, des Autobahnbe­treibers um drei bis vier Prozent verbessert werden.

Atlantia wird mehrheitli­ch von der Benetton Familienho­lding Edizione kontrollie­rt und ist sowohl für den Betrieb von Autobahnen (Autostrade) als auch von Airports (Flughafen von Rom) zuständig. Abertis Großaktion­är La Caixa werde dem Vernehmen nach seine 22,3-Prozent-Anteile nicht verkaufen und damit zum zweitgrößt­en Aktionär (nach den Benettons) von Atlantia avancieren.

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