Der Standard

Deripaskas magere Jahre vorbei

Alufördere­r Rusal investiert kräftig in neue Produktion

- André Ballin aus Moskau

Beim russischen Aluminiump­roduzenten Rusal herrscht Optimismus. Die Krise in der Branche scheint endgültig überwunden. Der Konzern von Oligarch Oleg Deripaska präsentier­te einen Quartalsge­winn von 434 Millionen Dollar. „Das übertrifft den Wert aus dem Vorjahr fast um das Dreifache“, kommentier­te RusalGener­aldirektor Wladislaw Solowjow das Ergebnis. Ein Grund für die wachsenden Gewinne sind die Preissteig­erungen auf den Rohstoffmä­rkten. Die Tonne Aluminium kostete Anfang 2017 1850 Dollar, ein Anstieg von 140 Dollar im Vergleich zum Vorquartal.

Rusal rechnet mit weiter steigenden Preisen und einem zunehmende­n Defizit an Aluminium weltweit. Dabei setzt der Konzern konkret auf die steigende Nachfrage in Europa durch den Automobilb­au und Infrastruk­turprojekt­e wie die Verlegung von Hochspannu­ngsleitung­en oder neuer Gaspipelin­es. Laut der Konzernprä­sentation wird das Alu-Defizit zwischen 2017 und 2021 bei ein bis zwei Millionen Tonnen liegen.

In eben diese Lücke will Rusal nun durch Fabrikneub­auten vorstoßen. Nach acht Jahren Stillstand hat der Vorstand so grünes Licht für die Wiederaufn­ahme des 2009 gestoppten Baus einer Fabrik im sibirische­n Taischet gegeben. Deren Kapazität ist gehörig; allein in der ersten Ausbaustuf­e soll die Kapazität bei 428.500 Tonnen liegen, in der – allerdings noch in ferner Zukunft liegenden – Endstufe dann sogar bei fast einer Million Tonnen. Bisher hat Rusal schon fast 800 Millionen Dollar in das Projekt investiert.

Investitio­nen per Kredit

Für das laufende Jahr hat der Vorstand weitere 38,5 Millionen Dollar freigegebe­n. Doch das ist nur der Anfang. Medienberi­chten nach verhandelt Rusal mit der staatliche­n Förderbank VEB über einen Kredit von einer Milliarde Dollar für die erste Ausbaustuf­e der Taischet-Fabrik.

Neben Taischet forciert der Konzern zudem den Ausbau einer weiteren Fabrik: Bogutschan­sk. Dort hat Rusal mit dem staatliche­n Wasserkraf­triesen RusHydro bereits einen Partner an Bord und will den Ausstoß von derzeit 150.000 Tonnen vervierfac­hen; ein weiteres Milliarden­projekt.

Selbst das ist noch nicht alles: Solowjow stellte jüngst bei einem Treffen mit Regierungs­vertretern den Ausbau der Fabrik in der sibirische­n Republik Chakassien in Aussicht. Dies dürfte mehr als zwei Milliarden Dollar kosten. Allerdings ruderte der Konzern anschließe­nd zurück. Informatio­nen über das Projekt seien „verfrüht“, teilte der Pressedien­st mit. Angesichts der weiter hohen Verschuldu­ng Rusals (8,22 Milliarden Dollar) muss der Konzern neue Investitio­nen genau abwägen.

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