Kammermusik im Kuhstall
Wie es ist, bei Tom Waits Babys zu sitten? Jesca Hoop kann darüber aus erster Hand erzählen. Am Wochenende gastiert die Folkmusikerin in Graz und Wien.
Wien – Sie hatte keinen guten Start. Für eine zukünftige Musikerin ist eine Kindheit unter strenggläubigen Mormonen im amerikanischen Hintertupfing nicht so wahnsinnig förderlich. Andererseits weckte dieser Umstand früh die Renitenz in Jesca Hoop. Sie türmte, fand in der Musik ein Ventil und bei Tom Waits einen Job. Ja, bei dem Tom Waits. Jesca Hoop jobbte als Babysitterin bei Onkel Tom.
Das hat ihrer Karriere nicht geschadet, Waits förderte die musikalischen Versuche Hoops und hat wohl ein oder zwei Telefo- nate geführt, die Hoop einen ersten Plattenvertrag bescherten.
Doch schon drei Monate nach Erscheinen ihres Debütalbums Kismet ließ das Label Columbia sie wegen interner Machtverschiebungen fallen. Der Folkmusikerin hat das den Tag, aber nicht das Leben verdorben. Immerhin ist sie immer noch aktiv, heuer erschien auf Sub Pop das Album Memories Are Now, kommenden Samstag gastiert sie im Grazer Forum Stadtpark, am Sonntag im Wiener Chelsea.
Hoop ist mittlerweile im neuen Folk und dessen vielfältiger Szene gut etabliert. Nach dem Columbia-Deba- kel ging sie nach England, folgte dem Tourmanager der Band Elbow. England wirkt in Hoops Kunst spürbar nach, etwa wenn sie in Animal Kingdom Chaotic „Computer says no“singt und da- mit eine berühmte Zeile aus der Satiresendung Little Britain zitiert.
Live, wenn ihre Musik druckvoller als auf dem Album ausfällt, zeigt sich eine ästhetische Verwandtschaft