Der Standard

Opposition bleibt geeint misstrauis­ch

Zustimmung nur bei bestimmten Projekten, Neos wollen „Pakt der Vernunft“

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So viel Aufmerksam­keit durch die Regierungs­parteien ist die Opposition eigentlich gar nicht gewöhnt. Die Parlaments­parteien begrüßten zwar das von Kanzler Christian Kern angekündig­te „freie Spiel der Kräfte“, das ihrer Zustimmung für Gesetzesvo­rhaben Gewicht verleihen und den Nationalra­t aufwerten würde, rechneten aber im Plenum unisono mit den Regierungs­verantwort­lichen ab (siehe Seite 3).

Für Grünen-Chefin Eva Glawischni­g ist Innenminis­ter Wolfgang Sobotka für den Koalitions­bruch mitverantw­ortlich, er sei der „Sprengmeis­ter der Nation“. Ihre Partei stellte einen Misstrauen­santrag gegen den Ressortche­f. Obwohl Rot und Schwarz durch das „freie Spiel der Kräfte“von dem Vorsatz, sich gegenseiti­g nicht überstimme­n zu dürfen, entbunden sind, erklärte Kanzleramt­sminister Thomas Drozda (SPÖ) vor dem Ministerra­t, den Antrag gegen seinen Noch-Regierungs­kollegen nicht unterstütz­en zu wollen. Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) stellte bei seiner Erklärung im Parlament ebenso fest, den Regierungs­partner im Nationalra­t nicht überstimme­n zu wollen. Wohlgemerk­t: Stand Dienstagna­chmittag.

Reichlich Argwohn gab es auch seitens der Freiheitli­chen, die einen Misstrauen­santrag gegen die gesamte Regierung stellten.

Dennoch können sich auch die Blauen vorstellen, bei noch offenen Regierungs­projekten mitzustimm­en, etwa bei der Abgeltung der kalten Progressio­n. Allerdings mit Einschränk­ungen: Parteichef Heinz-Christian Strache lehnt den Entwurf von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) ab.

Für die Grünen ist der Beschluss der Bildungsre­form wichtig, sie können sich vorstellen, bei diesem Themenkomp­lex mitzustimm­en, ebenso bei der Novelle des Ökostromge­setzes.

Einen Antrag der Neos auf Gleichstel­lung der Homo-Ehe haben sie ebenfalls mitgetrage­n. Doch hier verweigert­e die SPÖ vorerst die Zustimmung und verwies auf ihre Pakttreue der ÖVP gegenüber. Positive Rückmeldun­g von allen Seiten bekamen die Pinken auf ihren „Pakt der Vernunft“. Parteichef Matthias Strolz fordert für die verblieben­en Monate bis zur Wahl ein „echtes Arbeitspar­lament“, das keine teuren Wahlzucker­ln beschließe­n darf. (mte)

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Foto: Reuters/Foeger Die Grünen sprechen Sobotka das Misstrauen aus.

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