Der Standard

Loyaler Karas will mit Kurz heftig um EU ringen

EU-Abgeordnet­er begrüßt „Befreiungs­schlag“in ÖVP, Kritik von anderen Fraktionen

- Thomas Mayer aus Straßburg

Der Wechsel an der ÖVPSpitze und vor allem die Machtfülle, mit der Außenminis­ter Sebastian Kurz von seiner Partei ausgestatt­et wurde, sorgten in den Reihen der österreich­ischen EU-Abgeordnet­en im Parlament in Straßburg für ablehnende Reaktionen. „Aus europapoli­tischer Sicht gehe es völlig in die falsche Richtung“, eröffnete die Grüne Ulrike Lunacek den Reigen der Kritik. Dass der neue ÖVPChef Applaus vom ungarische­n Premier Viktor Orbán bekomme, passe ins Bild. Für die SP-Abgeordnet­en mokierte sich Delegation­schefin Evelyn Regner darüber, dass Kurz sich für Europa als Freihandel­szone, nicht für soziale Rechte ausspreche. Der FPÖ-Abgeordnet­e Harald Vilimsky kritisiert, dass dieser „in fast absolutist­ischer Weise“über Abgeordnet­enlisten der ÖVP bestimmen könne. Kurz habe „den perfekt geplanten Vatermord“hingelegt.

EU-Wahlen 2019

Ganz anders Othmar Karas, der Delegation­sleiter der Abgeordnet­en der Volksparte­i, der mit dem Außenminis­ter in der Vergangenh­eit immer wieder öffentlich den Konflikt ausgetrage­n hat. Kurz sei von vielen in seiner Partei als „Befreiungs­schlag“erlebt worden, dieser habe erklärt, dass er die Partei öffnen wolle, sagte Karas. Das begrüße er, denn „wir wollen nicht bei 20 Prozent Wählerante­il stehen bleiben“. Der EU-Abgeordnet­e erinnerte daran, dass er bei den EU-Wahlen 2009 selbst als „Liste Othmar Karas, die ÖVP“angetreten sei und mehr als 100.000 Vorzugssti­mmen bekommen habe, „ein hohes Gut“.

Was seine Beziehung zum neuen ÖVP-Chef betreffe, sieht der Abgeordnet­e kein Problem: „Wir haben unterschie­dliche Meinungen und Zugänge, aber auch ande- re Rollen“, sagte er, das sei in Ordnung. Es gebe keinen Grund, Überzeugun­gen aufzugeben, vielmehr wünsche er sich, dass man über die Zukunft Europas noch „viel heftiger“debattiere, das gehöre zu guter politische­r Kultur. Mit Kurz werde er sich demnächst treffen und politische Positionen der ÖVP-Delegation beraten. An der proeuropäi­schen Linie der EUDelegati­on bestehe kein Zweifel, betonte Karas. Ob er 2019 erneut bei den EU-Wahlen antreten wird, will er nach den Wahlen in Österreich 2018 sagen.

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Foto: APA/Christen Othmar Karas trat 2009 ebenfalls mit EU-Namenslist­e an.
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Foto: APA/Neubauer Kritisiert EU-Kurs von Kurz und Nähe zu Premier Viktor Orbán.

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