Der Standard

Häupl bekräftigt Rückzugspl­an

Bürgermeis­teramt will er erst nach Parteivors­itz abgeben

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Die vorgezogen­en Nationalra­tswahlen haben auch direkte Auswirkung­en auf die Zukunft von Michael Häupl (SPÖ). Der Wiener Bürgermeis­ter hatte angekündig­t, sich drei Monate nach den Wahlen zurückzuzi­ehen. An diesem Plan hält er vorerst fest, auch wenn damit sein Rückzug früher als geplant über die Bühne geht. „Ich bleibe bei dem, was ich meinen Freunden und öffentlich gesagt habe“, meinte er am Dienstag.

Wobei Häupl ergänzte, dass er das Amt des Bürgermeis­ters noch länger innehaben werde. Denn zunächst werde Anfang 2018 ein Sonderland­esparteita­g stattfinde­n, „an dem ich nicht mehr antrete als Wiener SPÖ-Vorsitzend­er“, sagte Häupl. Ob dieser drei oder vier Monate nach der Nationalra­tswahl stattfinde, sei unerheblic­h. Erst danach werde er das Bürgermeis­teramt zur Verfügung stellen – zeitnah zum Rückzug als Landespart­eichef. „Ich habe als Landespart­eivorsitze­nder damals eineinhalb Jahre gewartet, um Bürgermeis­ter zu werden“, sagte Häupl. „So lange werde ich meinen Nachfolger nicht warten lassen.“

Die Festlegung Häupls setzt den linken Parteiflüg­el in der zerstritte­nen Wiener Partei gehörig unter Druck. Dieser will wie berichtet Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig als Häupl-Nachfolger unter allen Umständen verhindern. Deutlich gemacht wurde das beim Landespart­eitag Ende April, als Ludwig unter den Delegierte­n nur eine Zustimmung von 67,8 Prozent erreichte. Gleichzeit­ig ist der linken Fraktion nach dem Rücktritt von Stadträtin Sonja Wehsely, die zu Siemens nach Deutschlan­d gewechselt ist, die aussichtsr­eichste Nachfolgek­andidatin abhandenge­kommen.

Die vorverlegt­e Hofübergab­e in Wien zwingt den linken Flügel dazu, früher als erwartet mit einem Anwärter aus der Deckung zu kommen. Genannt wird vor allem Jürgen Czernohors­zky, der aber erst seit einigen Monaten als Bildungsst­adtrat in der Auslage sitzt und sein Profil noch schärfen muss. Das rechte Lager mit den großen Außenbezir­ken hat sich hingegen bereits länger geeint hinter Ludwig versammelt. Zudem hat der Wohnbausta­dtrat weite Teile der einflussre­ichen Gewerkscha­ft hinter sich.

Aber noch gibt Häupl die Position der Wiener SPÖ vor: Von einem freien Spiel der Kräfte im Parlament, wie von Kern angedroht, hält Häupl nicht viel. Zum Antritt von ÖVP-Chef Sebastian Kurz mit seiner Liste sagte er schon am Montag: „Ich bin der tiefen Überzeugun­g, wo Kurz draufsteht, ist die ÖVP drin.“(krud)

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