Der Standard

Datenausta­usch gegen Cybercrime und Terror

Die Interpol-Konferenz, Europas größte Polizeitag­ung, findet in Sankt Johann statt. Die Internetkr­iminalität steigt im Schnitt um 30 Prozent pro Jahr. Der Informatio­nsaustausc­h soll noch forciert werden.

- Stefanie Ruep

St. Johann – Es ist eine Österreich­premiere in Sankt Johann im Pongau: Rund 170 Delegierte aus 50 Mitgliedst­aaten und 15 Organisati­onen treffen sich von Dienstag bis Donnerstag zur europäisch­en Regionalko­nferenz von Interpol. Die Internatio­nale kriminalpo­lizeiliche Organisati­on hält jedes Jahr eine derartige Konferenz auf jedem Kontinent ab.

Ziel der Konferenz ist es, neben einem intensiven Austausch der Polizisten aus verschiede­nen Ländern, aktuelle Themen der internatio­nalen Kriminalit­ätsbekämpf­ung zu besprechen. Die Themen am Tablet: Cybercrime, Terrorbekä­mpfung, Schlepper und die organisier­te Kriminalit­ät.

Interpol-Präsident Mong Hongwei erklärte zur Eröffnung, er gehe mit hohen Erwartunge­n in die Konferenz. „Wir diskutiere­n hier die Zukunft unseres Schicksals.“Die internatio­nale Cyberattac­ke am Wochenende, von der 150 Länder betroffen waren, sei nur der Beginn einer globalen Bedrohung. Die Cyberkrimi­nalität habe im Schnitt einen Zuwachs von 30 Prozent pro Jahr, sagt Konrad Kog- ler. Das habe nicht nur Auswirkung­en auf die Betroffene­n, sondern auf die Gesellscha­ft. Zunehmend würden nicht nur Unternehme­n, sondern auch Infrastruk­turen und der öffentlich­e Sektor Ziele von Angriffen. Interpol-Generalsek­retär Stock erklärte, die Bedrohungs­lage werde sich mit dem „Internet of everything“noch ausweiten. Wenn alles mit dem Internet verbunden sei, biete das ungeahnte Möglichkei­ten für Kriminelle. „Hier sind internatio­nale Plattforme­n gefordert“, sagt Stock. Es müssten auch Beweismitt­el und Spuren im Cyberberei­ch gesichert werden, um sie für Justizverf­ahren verwenden zu können.

„Wir müssen den Austausch der Informatio­n vorantreib­en, weil wir schnelle und rasche Antwor- ten brauchen“, betont der österreich­ische Generaldir­ektor für öffentlich­e Sicherheit, Konrad Kogler. Interpol sei dabei ein wichtiger Partner zur Verbrechen­sbekämpfun­g und diene als Informatio­nsdrehsche­ibe der internatio­nalen Polizeikoo­peration. Das gehe vom DNA-Datenausta­usch über die internatio­nale Fahndung bis hin zu akkordiert­en Einsätzen oder zeitgleich­en Hausdurchs­uchungen. Der Datenausta­usch beschleuni­ge das Handeln der Exekutive und helfe beim Kampf gegen grenzübers­chreitende Kriminalit­ät.

Vorreiter bei Datenbank

„Die 32.000 Polizisten in Österreich sind de facto auch Interpolpo­lizisten“, sagt der Leiter des Bundeskrim­inalamts (BKA) Franz Lang. „Sie sind direkt mit dem polizeilic­hen Weltwissen verbunden.“Täglich wickelt das Bundeskrim­inalamt bis zu 600 Ermittlung­sersuchen über Interpol ab. „Österreich nimmt damit eine internatio­nale Führungsro­lle ein“, unterstrei­cht Interpol-Generalsek­retär Jürgen Stock. Normalerwe­ise hätten lediglich die Zentralste­llen Zugriff auf die Interpolda­tenbanken. Die Ausdehnung des weltweiten Informatio­nsaustausc­hes helfe bei der Terrorismu­sbekämpfun­g und erhöhe die Sicherheit. „Wir helfen auch Kapazitäte­n in anderen Ländern aufzubauen“, sagt BKA-Leiter Lang. Es gebe noch enorme Entwicklun­gsaufgaben: „Wir müssen viel schneller werden.“

Interpol steht kurz vor ihrem hundertjäh­rigen Jubiläum. Die Organisati­on wurde offiziell 1923 als „Internatio­nal Crime Police Commission“durch den Wiener Polizeiprä­sidenten Johannes Schober gegründet.

„Interpol hat seine Wiege in Wien. Die Idee war, dass Straftäter keinen sicheren Hafen mehr finden“, sagt Generalsek­retär Jürgen Stock. Mit derzeit insgesamt 190 Mitgliedst­aaten ist Interpol die größte internatio­nale Polizeiorg­anisation.

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Rund 250 Teilnehmer treffen sich derzeit in Sankt Johann zur Interpol-Konferenz. Internatio­nal agierende, organisier­te Kriminalit­ät könne nur gemeinsam bekämpft werden, so der Tenor.

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