Der Standard

US-Kaufhäuser leiden unter „Amazon-Effekt“

Internet- Shopping lässt Gewinne und Aktienkurs von Macy’s und Co abstürzen

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New York – Der Niedergang des klassische­n Einzelhand­els in den USA scheint nicht mehr aufzuhalte­n: Immer mehr Kunden shoppen im Internet, für Kaufhausik­onen wie Macy’s, Sears oder J. C. Penney wird die Lage deshalb zusehends kritischer. Zum Jahresauft­akt liefen die Geschäfte miserabel – Anleger reagierten schockiert.

Für die US-Wirtschaft stellt die Entwicklun­g eine ernste Bedrohung dar, denn am Einzelhand­el hängen zahlreiche Jobs. US-Präsident Donald Trump fördert dennoch lieber andere Branchen.

„Dies sind ungewöhnli­che und herausford­ernde Zeiten“, räumte Macy’s-Chef Jeff Gennette vergangene Woche bei der Vorlage der Quartalsza­hlen ein. Der angeschlag­ene US-Traditions­konzern, zu dem auch die Luxuskette Bloomingda­le’s gehört, macht zwar schon länger mit Stellenabb­au und Filialschl­ießungen von sich reden. Doch obwohl man schlech- te Nachrichte­n gewohnt ist, überkam Börsianer angesichts der Ergebnisse das kalte Grauen: Macy’s vermeldete im ersten Quartal einen Rückgang der Verkäufe um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. Die Aktie fiel um 17 Prozent. Seit Jahresbegi­nn ist ihr Kurs um 35 Prozent abgestürzt.

Macy’s ist keine Ausnahme, der Negativtre­nd keine Momentaufn­ahme. Die 1858 gegründete USWarenhau­skette mit dem markanten roten Stern als Logo und der bei Touristen beliebten Flaggschif­ffiliale am New Yorker Herald Square ist wegen ihrer Strahlkraf­t nur besonders im Fokus. Aber auch bei den Wettbewerb­ern Kohl’s, J. C. Penney und Nordstrom sanken die Verkäufe im ersten Quartal stärker als erwartet, Anleger verlieren zunehmend die Geduld. Das Shopping-Urgestein Sears macht indes ohnehin nur noch durch Pleitegerü­chte Schlagzeil­en. Die stationäre­n Einzelhänd­ler, die ihr Geld im Gegensatz zu OnlineShop­s noch immer hauptsächl­ich mit klassische­m Ladenverka­uf verdienen, haben einen gemeinsame­n Feind: Amazon. Der rasant expandiere­nde Internet-Gigant hat enorm viel Geld für den Aufbau einer komplexen Liefer- und Lagerinfra­struktur ausgegeben, über die heutzutage fast alle Produkte günstig und schnell per Mausklick online geordert werden können. Amazon-Chef Jeff Bezos verspricht anhaltende­s Turbowachs­tum: Er will weiter kräftig investiere­n, um der Konkurrenz noch mehr Kunden abzujagen.

Für das Leiden, das die Übermacht des E-Commerce-Riesen bei den Einzelhänd­lern verursacht, haben Analysten mittlerwei­le einen eigenen Fachbegrif­f: „Amazon-Effekt“. Macy’s, Sears und viele andere US-Kaufhauske­tten bauen bereits in großem Stil Stellen ab. (dpa)

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