Der Standard

Liebes- und Wortspiele, Glück und Unglück in der Liebe

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Bei der Eröffnungs­gala des Salzburger Literaturf­ests schließt Kirsten Fuchs Sprachspie­lereien mit Zeitkritik und Situations­komik kurz: Die gelernte Tischlerin kennt keine Sprachtabu­s, schreibt über Sex, Liebe im Sozialamt oder Kleidung, aber auch Jugendbüch­er wie Mädchenmeu­te.

1999 wurde ein Freund der Autorin Sabine Gruber, Stern- Reporter Gabriel Grüner, im Kosovo erschossen. Aus Trauer um ihn und Respekt für seine Arbeit erzählt sie im Roman Daldossi oder Das Leben des Augenblick­s die Geschichte eines Kriegsfoto­grafen, den seine Vergangenh­eit auch im Ruhestand verfolgt. Die Grausamkei­ten, die er sah, ließen ihn zum Alkoholike­r werden, die Freundin hat ihn verlassen. Im Sammelband Fortuna (Zsolnay, 2017) denkt Kulturphil­osoph Franz Schuh über das Glück nach. Davon, so der Denker, habe er in seinem Leben angesichts des unvermeidl­ichen Unheils reichlich gehabt. Essays, Aphorismen und Anekdoten und Gedichte kreisen im Plauderton um Macht, das Ich oder die Krankheit der Eltern.

Glücksstre­ben vereint die Menschen, das Glück trennt sie auch voneinande­r. Der Schweizer Spoken-Word-Poet Guy Krneta spricht über das Sprechen. Musikalisc­he Zwischentö­ne setzt das Daniel Schröckenf­uchs-Trio. Am Donnerstag gibt es im Trio die Uraufführu­ng von Geometrie der Seele. Komponisti­n und Sängerin Susanna Ridler wird mit Saxofonist Wolfgang Puschnig und Bassist Peter Herbert ihre Vertonunge­n von noch teilweise unveröffen­tlichten Texten des Schriftste­llers Gert Jonke präsentier­en. Nach dem Glück forscht auch Anna Weidenholz­er im Roman Weshalb die Herren Seesterne tragen. Am Freitag tut dies Arnold Stadler, dessen Protagonis­ten in Rauschzeit – was Lebensalte­r wie Liebe betrifft – in die Jahre gekommen sind. Der Soundtrack zur Lesung steuert Sänger Konstantin Gropper mit Band bei. Am Samstag liest Walter Kappacher einige unveröffen­tlichte Texte.

Danach gastiert Starschaus­pieler Bruno Ganz mit Liebesgesc­hichten seines Schweizer Landsmanne­s Robert Walser im Republic: Für den von Franz Kafka, Stefan Zweig, Hermann Hesse und Robert Musil bewunderte­n Autor, der sich selbst als gescheiter­t erachtete, spielte die Erotik eine zentrale Rolle. (dog) pwww. literaturf­est-salz

burg.at 17.–21.: Salzburg, Uni/Aula, Stadtbibli­othek, Hotel Bristol, Republic, Academy Café-Bar, Jazzit

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