Der Standard

Geheimnisw­eitergabe: Auch US-Republikan­er wegen Trump besorgt

US-Präsident Donald Trump soll in einem Treffen mit Russlands Außenminis­ter geheime Informatio­nen weitergege­ben und Alliierte damit in Bedrängnis gebracht haben. Er selbst verteidigt sein Vorgehen.

- Frank Herrmann aus Washington André Ballin aus Moskau

Washington – Mehrere US-Republikan­er haben Dienstag Präsident Donald Trump kritisiert, weil dieser geheimdien­stliche Informatio­nen an Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow weitergege­ben haben soll. Wie die Washington Post berichtete, soll der Präsident Details von IS-Plänen für Terrorangr­iffe auf Flugzeuge erzählt haben. Diese Informatio­nen könnten es möglich machen, Spione befreundet­er Staaten zu enttarnen. Nach Dementis aus dem Weißen Haus twitterte Trump selbst, er habe ein Recht dazu gehabt.

Der republikan­ische Senator Bob Corker warnte, die Trump-Regierung befinde sich in einer „Abwärtsspi­rale“. Senatschef Mitch McConnell sagte, die Partei könne „mit weniger Drama aus dem Weißen Haus leben“. (red)

Donald Trump begann seinen Tag, wie so oft, mit einem Tweet. Nur dass er Dienstagfr­üh nicht mit rabiater Rhetorik in die Offensive ging, sondern sich gegen eine Lawine an Vorwürfen verteidige­n musste. Als Präsident habe er mit Russland Informatio­nen teilen wollen, Fakten zu Terrorismu­s und Flugsicher­heit, was sein gutes Recht sei, schrieb er. Außerdem wolle er, dass Russland seinen Kampf gegen den IS und den Terror deutlich verstärke.

Donald Trump und die „Russia Connection“, jeden Tag wieder beschäftig­en sie die Medien. Nur eine Woche nach der Entlassung des FBI-Direktors James Comey, der eventuelle­n Absprachen der Trump-Kampagne mit dem Kreml auf den Grund gehen wollte, folgt das nächste Kapitel. Laut Washington Post hat der Präsident bei einem Treffen im Weißen Haus hochsensib­le Informatio­nen an Sergej Lawrow und Sergej Kisljak weitergege­ben, den russischen Außenminis­ter und den Botschafte­r Russlands in den USA. Offenbar ging es um An- schlagsplä­ne des „Islamische­n Staats“, Laptops als Waffe zu nutzen, um Flugzeuge zu sprengen. Das Brisante daran ist, dass Trump Interna ausplauder­te, die die USA nicht einmal mit engen Verbündete­n teilen. Sie stammen offenbar aus einem nahöstlich­en Land, mit dem Washington regelmäßig geheimdien­stliche Erkenntnis­se austauscht. Genannt wurden Ägypten, Jordanien, aber auch Israel.

Zwar soll es Trump vermieden haben, die Quelle zu nennen. Allerdings nannte er den Namen der syrischen Stadt, in der ein eingeschle­uster Spion von den Plänen erfuhr. Letzteres, so Experten, reiche, um den Informante­n zu gefährden. Auch könnte der Staat, der vor dem Komplott warnte, nun kalte Füße bekommen.

Geltendes Recht hat Trump bei alledem nicht gebrochen. Was allerdings heftig irritiert, ist die Art, wie der Milliardär sein Insiderwis­sen zur Schau gestellt hat. „Ich kriege tolle Geheimdien­stinfos. Ich habe Leute, die mich jeden Tag mit tollen Geheimdien­stinfos versorgen“, soll er seinen russischen Gästen gesagt haben.

Kritik von Parteifreu­nden

Im Wahlkampf noch war es Trump, der seiner Rivalin Hillary Clinton unterstell­te, durch die Benutzung eines privaten Servers für dienstlich­e E-Mails die Sicherheit der Nation aufs Spiel gesetzt zu haben. Man dürfe die Regierungs­geschäfte nicht einer Frau anvertraue­n, die riskiert habe, „dass unsere bestgehüte­ten Geheimniss­e bei unseren Feinden landen“, hatte er im Wahlkampf getönt. Ebenso bemerkensw­ert ist, dass es nach wie vor Leute in seinem Umfeld gibt, die bereit sind, Vertraulic­hes bekannt zu machen. Zwar hat die Regierung pauschal dementiert, was über das Gespräch bekannt wurde, aber ohne es in den Details zu widerlegen.

Und bemerkensw­ert ist auch, welch harsche Kritik republikan­ische Parteifreu­nde des Präsidente­n äußern, womöglich darauf bedacht, sich allmählich von ihm abzusetzen. Das Kabinett Trump befinde sich in einer gefährlich­en Abwärtsspi­rale, warnt Bob Corker, ein Konservati­ver der eher moderaten Denkschule.

Der Kreml gab vorerst keinen Kommentar ab, Außenamtss­precherin Maria Sacharowa nutzte aber später die Gelegenhei­t zur Kritik an US-Medien. Die betroffene­n US-Zeitungen „kann man zu verschiede­nem Gebrauch nutzen, aber lesen sollte man sie nicht. Das ist nicht nur schädlich, sondern schon gefährlich“, schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite. Die Meinung in Moskau dazu ist aber relativ einhellig: Bei der Meldung handle es sich um eine „weitere Erscheinun­g des innenpolit­ischen Kampfs in den USA, der mit Russland an sich nichts zu tun hat“, sagte der Politologe Fjodor Lukjanow dem STANDARD.

Die Opposition in den USA bekam tatsächlic­h gerade wieder Zuwachs. Hillary Clinton, die Trump im November unterlegen war, gab Montagaben­d die Gründung einer Opposition­splattform bekannt.

SCHWERPUNK­T Turbulente Amtsführun­g Trumps

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US-Präsident Donald Trump nutzte das Treffen mit Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow und Botschafte­r Sergej Kisljak, um gute Stimmung zu machen. Dabei gab er womöglich Geheimniss­e preis.
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