Der Standard

Die Frage Rot-Blau

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Kanzler Christian Kern sagte im ZiB 2- Interview, die SPÖ werde noch vor der Wahl bekanntgeb­en, ob die FPÖ für sie als Koalitions­partner infrage komme. Das hänge vor allem vom sogenannte­n „Kriterienk­atalog“ab, den man nun eben beschleuni­gt abfassen müsse.

Gemeint ist damit eine Liste der Bedingunge­n, die eine Partei erfüllen muss, damit die SPÖ mit ihr koalieren kann.

Wie darf man sich das vorstellen? Also etwa: Dürfen die Vertreter des prospektiv­en Koalitions­partners deutschnat­ionale Symbole tragen, wie etwa die Kornblume oder die schwarzrot-goldene Burschensc­hafterschä­rpe? Dürfen Funktionär­e der zweiten und dritten Reihe immer wieder Äußerungen am Rand des Rechtsextr­emismus und des Neonazismu­s tun, ohne dafür parteiinte­rn zur Rechenscha­ft gezogen zu werden? Dürfen sie mehr oder weniger offen gegen „Ausländer“hetzten? Oder ein eigenes „Sozialsyst­em“für Ausländer fordern? Oder einen Austritt aus der EU in den Raum stellen? Dürfen sie Buddy-Buddy-Verträge mit einer russischen Regierungs­partei schließen?

Der Kärntner Landeshaup­tmann Peter Kaiser, unter dessen Vorsitz der Katalog erarbeitet wird, dürfte es nicht leicht haben.

Letztlich wird das alles aber durch die Machtfrage entschiede­n werden. Wenn die SPÖ nur durch eine Koalition mit der FPÖ den Kanzler behalten kann, wird es sehr, sehr schwer für sie sein, „Nein“zu sagen. Vielleicht wird dann nicht der Kanzler Kern heißen, aber Rot-Blau ist nach derzeitige­m Stand die einzige Möglichkei­t, nicht in Opposition zu müssen.

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