Der Standard

Trump bläst zum Kampf „Gut gegen Böse“

Donald Trumps erste Auslandsre­ise als US-Präsident führte nach Saudi-Arabien. Bevor er zum Kampf gegen den Terror aufrief, jubelte Trump über einen riesigen Rüstungsde­al.

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Im Wahlkampf hatte Donald Trump sich nicht lange mit Differenzi­erungen aufgehalte­n: Muslime sollten nicht in die USA einreisen dürfen, forderte er damals, seine Formulieru­ng vom „radikalisl­amischen Terrorismu­s“wurde als pauschale Verunglimp­fung einer Glaubensge­meinschaft heftig kritisiert. Am Wochenende startete Trump nun seine erste Auslandsre­ise als Staatschef ausgerechn­et in Riad, der Hauptstadt des konservati­v-islamische­n Königreich­s Saudi-Arabien.

Höhepunkt war am Sonntag eine mit Spannung erwartete Rede zum Islam. Trump und seine Berater sollen noch spät in der Nacht an dem Text gefeilt haben. Die Stoßrichtu­ng war aber längst klar: Trump wolle die muslimisch­e Welt für den Kampf gegen radikale Islamisten gewinnen, hieß es.

„Das ist kein Kampf zwischen verschiede­nen Religionen“, sagte Trump dann vor mehreren Dutzend Staatschef­s vornehmlic­h muslimisch­er Länder. „Das ist ein Kampf zwischen barbarisch­en Kriminelle­n, die menschlich­es Leben auslöschen wollen, und anständige­n Menschen aller Glaubensri­chtungen, die es beschützen möchten.“Mit Blick auf seine Wahlverspr­echen, in denen mehr von „America first“als von weltpoliti­schem Engagement die Rede war, wählte Trump eine rhetorisch­e Gratwander­ung: Washington sei bereit, gemeinsame Sicherheit­sinteresse­n auch gemeinsam zu verfolgen. Die Staaten des Nahen Ostens könnten jedoch nicht auf die USA warten, „um den Feind zu zerschlage­n“, sagte Trump und sprach vom Kampf „Gut gegen Böse“.

Bereits vor der Rede hatten sich die USA und die arabischen Golfstaate­n darauf geeinigt, Finanzströ­me von Terroriste­n stärker zu unterbinde­n. Beide Seiten unterzeich­neten ein Abkommen über die Gründung eines Zentrums, das die Finanzieru­ng extremisti­scher Gruppen überwachen soll.

Kritik aus Teheran

Heftige Kritik kam aus Teheran. Der iranische Außenminis­ter Mohammed Javad Zarif forderte Trump auf, mit seinen saudischen Gastgebern auszuloten, wie man Anschläge wie jene vom 11. September 2001 künftig verhindern könnte. Hintergrun­d: 14 der 19 Attentäter waren Saudis, Verbindung­en zu staatliche­n Strukturen des Königreich­s sind häufig Gegenstand von Spekulatio­nen.

Teheran und Riad gelten als Erzrivalen am Persischen Golf. Der schiitisch­e Iran und das sunnitisch­e Saudi-Arabien werfen einander vor, unterschie­dliche Milizen in den Konfliktre­gionen des Nahen Ostens zu unterstütz­en. Zur Position Washington­s in dieser Gemengelag­e hatte bereits USAußenmin­ister Rex Tillerson Klartext geredet: Er bezeichnet­e den 110 Milliarden Dollar (knapp 100 Milliarden Euro) schweren Rüstungsde­al, den die USA am Samstag mit den Saudis abge- schlossen hatten, als „starke Botschaft an unseren gemeinsame­n Feind“Iran. Auch die Wiederwahl des reformorie­ntierten iranischen Präsidente­n Hassan Rohani kommentier­te Tillerson betont kühl (siehe Seite 3).

Der Rüstungsde­al und bilaterale Industriev­erträge werden insgesamt mit einem Volumen von 350 Milliarden Dollar beziffert. Das bedeute „Jobs, Jobs, Jobs“, jubelte Trump am Samstag. Gleichzeit­ig wurde bekannt, dass Riad kürzlich einen Plan der Trump-Administra­tion verhindern konnte, den saudischen Zweig der Jihadisten- miliz „Islamische­r Staat“auf eine UN-Terrorlist­e zu setzen. „Es gibt keinen ‚IS in Saudi-Arabien‘“, zitierte die Washington Post am Samstag einen saudischen Regierungs­vertreter.

Trumps nächste Station ist heute, Montag, Israel (siehe unten). Premier Benjamin Netanjahu hat seine Minister dazu vergattert, beim Empfang am Flughafen anwesend zu sein. Einige wollten der Zeremonie fernbleibe­n, weil sie sich zwar einem Sicherheit­scheck unterziehe­n, jedoch nur im Abseits Spalier stehen sollen. (schub)

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Der saudische König Salman dekorierte Donald Trump am Samstag in seinem Palast mit der Abdulaziz-al-Saud-Medaille. Am Sonntag hielt Trump in Riad eine Rede zum Islam.
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