Der Standard

Malta Files mit vielen Österreich­ern

2553 Personen und Unternehme­n mit Malta-Connection­s

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Wien – Nach Liechtenst­ein, der Schweiz und Panama ist in Sachen Steueropti­mierung nun Malta an der Reihe. Das Recherchen­etzwerk European Investigat­ive Collaborat­ion (EIC) hat zwei Datensätze, die sogenannte­n Malta Files, ausgewerte­t. Darin enthalten: Personen und Körperscha­ften, die Verbindung­en zu 53.247 in Malta registrier­ten Unternehme­n haben. Auf der Liste sind auch 2553 Einträge zu teilweise prominente­n Österreich­ern, berichtete der Kurier.

„Nichts in den Malta-Dateien ist wirklich geheim“, sagte Maltas Ministerpr­äsident Joseph Muscat mit Blick auf die Enthüllung­en über zweifelhaf­te Steuerprak­tiken. „Behauptung­en über Offshore-Unternehme­n in Malta sind sachlich falsch“, sagte der seinerseit­s wegen massiver Vorwürfe im Zusammenha­ng mit den Panama Papers unter Druck stehende Premier. Muscats Frau Michelle unterhält eine Offshore-Firma in Panama. Das ist in Malta nicht strafbar, allerdings werden derartige Firmen vielfach zur Geldwäsche genutzt.

Dem Finanzmini­sterium in Wien wurde die 2,63 Gigabyte große Datei ebenfalls zugespielt. Man prüfe nun, ob Steuerverm­eider darunter seien und Steuerpfli­cht im Inland bestehe.

Auf Malta anfallende Gewinne müssen ausländisc­he Unternehme­n lediglich mit rund fünf Prozent versteuern – allerdings nur, wenn die Unternehme­n auf der Insel auch wirklich Geschäfte machen. Laut dem französisc­hen Enthüllung­sportal Mediapart entzieht Malta den anderen EU-Staaten jährlich zwei Milliarden Euro an Steuereinn­ahmen.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) sprach sich für null Toleranz bei der Bekämpfung von Steuerhint­erziehung und Steuerbetr­ug aus. Es mache ihn sehr nachdenkli­ch, dass diese Praktiken „mitten in Europa stattfinde­n“, sagte Schelling in der ORF- Pressestun­de. „Wir reden nicht von Panama, Virgin Islands oder Mauritius, sondern von Irland, Luxemburg, Holland oder Malta.“Solange diese Konstrukti­onen legal seien, seien sie legal. Nur der Gesetzgebe­r könne das verändern, „was wir auch tun“. Es gebe viele Verbesseru­ngen, sagte der Minister mit Verweis auf Rechnungsp­reisdokume­ntation, Country-by-Country-Reporting und automatisc­hen Informatio­nsaustausc­h. Derzeit würden Doppelbest­euerungsab­kommen überprüft.

Angesproch­en auf seinen früheren Arbeitgebe­r, Möbelhändl­er XXX Lutz, in dessen Aufsichtsr­at Schelling saß, der diese Möglichkei­ten nutzte, sagte er: Eine seiner ersten Maßnahmen im Parlament sei das Nachschärf­en des Malta-Gesetzes gewesen, was mit dem einen oder anderen Unternehme­n nichts zu gehabt habe. (red, APA)

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