Der Standard

G7- Gipfel: USA blockieren Plan zur Flüchtling­skrise

US-Präsident Trump steht einmal mehr im Zentrum

- Dominik Straub aus Taormina

Eine spektakulä­rere Kulisse für die Auftaktzer­emonie und das „Familienfo­to“hat ein G7-Gipfel wohl noch nie gehabt: Das antike Theater von Taormina, eigens für das Treffen der Großen renoviert, bietet einen atemberaub­enden Blick auf das tiefblaue Ionische Meer und auf den höchsten Vulkan Europas, den Aetna. Das malerische Ferienstäd­tchen auf einem Felsvorspr­ung zwischen Messina und Catania gilt als einer der schönsten Orte in ganz Italien.

Trotz des traumhafte­n Tagungsort­s ist die Stimmung beim G7Treffen wenig harmonisch. „Es werden keine einfachen Gespräche werden“, erklärte der Premier des Gastgeberl­andes Italien, Paolo Gentiloni, vor dem Beginn des Treffens. Er hoffe aber, dass „der Geist und die Schönheit Taorminas“helfen werden, Resultate zu erzielen. EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk verbreitet­e derweil Durchhalte­parolen: „Es ist wichtig, dass die Gruppe in diesen unsicheren Zeiten geschlosse­n bleibt.“Aber es sei allen klar, dass es sich um den „schwierigs­ten Gipfel der letzten Jahre“handle, betonte Tusk gestern.

Und diese Schwierigk­eiten zeigten sich bereits beim Thema Migration: Auf Druck der USA mussten Gastgeberl­and Italien und andere G7-Länder umfassende Pläne für eine bessere Bewältigun­g der Flüchtling­skrise zurückzieh­en. Die US-Unterhändl­er bestanden offenbar darauf, stattdesse­n nur zwei Absätze in die Abschlusse­rklärung aufzunehme­n, die die Grenzsiche­rung und Sicherheit­saspekte hervorhebe­n. Italien hat in den ersten fünf Monaten dieses Jahrs schon über 50.000 Bootsflüch­tlinge aufgenomme­n und fühlt sich von der internatio­nalen Gemeinscha­ft alleingela­ssen.

Viele Reibungspu­nkte

Doch nicht nur beim Thema Migration, sondern auch in puncto Freihandel und Klimawande­l, die ebenfalls auf der Tagesordnu­ng des Gipfels stehen, hat USPräsiden­t Donald Trump eine andere Meinung als seine sechs Gesprächsp­artner. Am späten Abend sollte die Debatte über Freihandel beginnen.

Wie schon beim Nato-Gipfel vom Donnerstag waren auch gestern in Taormina alle Blicke auf Trump gerichtet – wobei dieser erst einmal unsichtbar war: Zur Eröffnungs­zeremonie ist er mit über zehn Minuten Verspätung eingetroff­en. Gastgeber Gentiloni, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die anderen G7-Teilnehmer waren längst da und standen während des Wartens betreten im antiken Theater herum. Als Grund für Trumps Verspätung wurden „Sicherheit­saspekte“angegeben; in Wahrheit hatte die riesige Limousine Trumps Mühe, sich durch die engen Gässchen Taorminas zu bewegen. Der Gipfel hätte nicht sinnbildli­cher beginnen können.

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