Der Standard

Britische Wahlkampfp­ause spektakulä­r beendet

Corbyn: Zusammenha­ng zwischen Terror und Außenpolit­ik – May unter Druck

- Sebastian Borger aus London

Mit einem Frontalang­riff auf die Sicherheit­spolitik der konservati­ven Regierung hat Jeremy Corbyn am Freitag den britischen Wahlkampf wieder aufgenomme­n. Sein Land müsse sich stark zeigen gegenüber dem islamistis­chen Terrorismu­s, aber auch genau dessen Ursachen analysiere­n, sagte der Labour-Opposition­sführer in London. Zu Letzteren zählte der Politiker den sogenannte­n „Krieg gegen den Terror“mitsamt der britischen Beteiligun­g am Irakkrieg und am Sturz des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi.

Am Ausgang der Arena-Konzerthal­le seiner Heimatstad­t Manchester hatte der Attentäter Salman Abedi am Montagaben­d 22 Menschen mit in den Tod gerissen. In Absprache mit Premiermin­isterin Theresa May hatte Corbyn wenige Stunden nach dem Bombenansc­hlag den Wahlkampf für den Urnengang am 8. Juni bis Freitag unterbroch­en.

Von Mays Ministern – die Chefin weilte auf dem G7Gipfel – musste sich der Opposition­sführer schwere Vorwürfe gefallen lassen. „Er entschuldi­gt Terrorismu­s“, sagte Verteidigu­ngsministe­r Michael Fallon. Jihadisten würden „nicht unsere Außenpolit­ik angreifen, sondern die Werte unserer Gesellscha­ft“, sekundiert­e der Sicherheit­sstaatssek­retär Ben Wallace.

Die nervöse Reaktion der Konservati­ven dürfte mit einer Umfrage zusammenhä­ngen, wonach der lange Zeit zweistelli­ge Abstand zwischen Torys (43 Prozent) und Labour (38) auf fünf Pro- zentpunkte geschrumpf­t ist. Vor dem Anschlag stand May stark unter Druck, weil sie Vorschläge zur Neuordnung der Pflegevers­icherung in ihrem Wahlprogra­mm binnen weniger Tage widerrufen hatte. Die Bluttat selbst bringt die langjährig­e Innenminis­terin auch in Schwierigk­eiten, wurde unter ihrer Ägide doch das Polizeibud­get massiv gekürzt.

Nach kurzer Unterbrech­ung wegen Leaks an US-Medien kehrte die Kriminalpo­lizei von Manchester am Freitag zur Praxis zurück, ihre eigenen Erkenntnis­se umgehend an US-Geheimdien­ste weiterzuge­ben. Ein Großteil des Netzwerks um den Manchester­Attentäter sei laut Polizei mittlerwei­le in Haft.

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Foto: AFP / Daniel Leal-Olivas Jeremy Corbyns Partei holt in den Umfragen auf.

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