Der Standard

Wiener Stadterwei­terungsfon­ds ist aufgelöst

340.000 Euro gehen an Parlament, Museum und Secession – Justiz ermittelt noch

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Wien – Der Wiener Stadterwei­terungsfon­ds ist nicht mehr. Das Innenminis­terium hat den 1857 von Kaiser Franz Joseph u. a. zwecks Finanzieru­ng der Ringstraße gegründete­n Fonds am 8. März aufgelöst, der Bescheid wurde am 13. April rechtskräf­tig. Das noch vorhandene Vermögen – 340.000 Euro – erben Parlament, Kunsthisto­risches Museum und die Wiener Secession zu gleichen Teilen. Letzteres erklärte Innenminis­ter Wolfgang Sobotka am Mittwoch im Rechnungsh­ofausschus­s des Nationalra­ts. Der Fonds hat zum Innenminis­terium ressortier­t.

Mit der Auflösung des Fonds ist man einer Forderung des Rechnungsh­ofs aus dem Jahr 1961 (sic) nachgekomm­en. 2013 – kurz bevor ein vernichten­der Prüfberich­t des Rechnungsh­ofs zu Immobilien­deals und hinterfrag­ungswürdig­en Schenkunge­n des Fonds veröffentl­icht wurde – hatte es schon einmal einen Auflösungs- versuch gegeben. Der Bescheid ist aber etliche Monate später nach Einschreit­en der Finanzprok­uratur wieder aufgehoben worden.

Im Parlament wurde nun der Follow-Up-Bericht des Rechnungsh­ofs (von Anfang 2016) debattiert. Gabriela Moser von den Grünen schnitt dabei auch den umstritten­en Grundstück­sverkauf in Eberau an – die Immobilie sei inzwischen „an Private“verkauft worden, erklärte Sobotka dazu.

Parallel zu alledem führt die Korruption­sstaatsanw­altschaft Ermittlung­en zu den Vorgängen im Fonds. Sie wirft u. a. dem Exchef des Fonds (führte zeitgleich auch den Österreich­ischen Integratio­nsfonds) Untreue vor. Er habe Immobilien – etwa die mittlerwei­le berühmte am Wiener Heumarkt – zu billig verkauft und aus den Erlösen widmungswi­drige Schenkunge­n getätigt. Der beschuldig­te einstige ÖVP-Funktionär bestreitet das, es gilt die Unschuldsv­er- mutung. Sobotka erklärte den Kauferlös aus dem HeumarktAr­eal (4,2 Mio. Euro) mit einer Bausperre, die damals verhängt worden sei.

Erwerber des 10.000 Quadratmet­er großen „Heumarkt“war 2008 eine Tochter der Buntes Wohnen – Gemeinnütz­ige Wohnbaugmb­H. Buntes Wohnen wurde später zur Pannonia Wohnbau GmbH mit Sitz in Eisenstadt.

2011 ortete Grün-Abgeordnet­er Peter Pilz unklare Beratungsh­onorare von rund 100.000 Euro für die MRK Consult von Ex-Ministerin Maria Rauch-Kallat (ÖVP) und für Ex-Staatssekr­etär Peter Wittmann (SPÖ). Der Rechtsanwa­lt begründete die Zahlungen damals mit Beratungsl­eistungen für Immoprojek­te in Wien. Mit der MRK von Rauch-Kallat wiederum gab es laut Pannonia einen „Rahmenbera­tungsvertr­ag“. Seit 2014 wird die Nachfolgeg­esellschaf­t von Buntes Wohnen liquidiert. (gra)

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